Immer mehr Personen aus der Generation 45plus sind unter den Absolventen der Meisterschulen am WIFI Steiermark. Auch eine aktuelle Umfrage bestätigt, dass die Bedeutung der Weiterbildung in der zweiten Hälfte der Berufslaufbahn erkannt wurde. Ein angehender Meister aus der Generation 50plus und eine Arbeitspsychologin über Motivation, Potenziale und die Lernfähigkeit im Alter.
Seit Jahren genießt der Meisterbrief ein hohes Ansehen am Arbeitsmarkt und ist außerdem in vielen handwerklichen Berufen Voraussetzung für die Selbstständigkeit. Auch am WIFI Steiermark ist die Nachfrage an den 28 verschiedenen Meisterschulen groß, rund 700 Steirer befinden sich derzeit in Ausbildung – immer mehr davon aus der Generation 45plus, wie Josef Sucklitsch aus Groß-St.-Florian in der Weststeiermark.
Mit 50 in der Ausbildung zum Meister
Der 50-Jährige sieht in der Ausbildung zum Metalltechnik-Meister gewissermaßen eine Zukunftsvorsorge und die Vorbereitung auf die Selbstständigkeit: „Es ist nicht sicher, ob mein jetziger Arbeitsplatz nach der Pensionierung des Inhabers, die bald ansteht, noch bestehen bleibt. Außerdem hatte ich schon immer den Wunsch, mich selbstständig zu machen.“
Nach der Metalltechnik-Meisterschule will er auch noch den Schweiß-Werksmeister machen. „Geld das man in Weiterbildung investiert, ist sinnvoll investiert.“
Auch in den vergangenen Jahren hat sich Sucklitsch immer wieder weitergebildet, „beim Schweißen gibt es ja immer wieder neue Technologien und Normen, da muss man schon am Laufenden bleiben“.
Das Alter und die Lernfähigkeit
Die Lernfähigkeit wird im Alter nicht unbedingt schlechter, sie verändert sich nur. Beim Langzeitgedächtnis sind ältere Menschen im Vorteil, wie beispielsweise Untersuchungen an der Universität Mainz bestätigen „Sie können auf mehr Vorwissen aufbauen“, bestätigt auch die Arbeitspsychologin Karin Klug. „Deshalb ist es aber umso wichtiger, dass die Lerninhalte mit bestehendem Wissen verknüpft und praxisnah vorgebracht werden.“
„Menschen die vom Typ her eher aufgeschlossen und interessiert an Neuem sind, tun sich auch in höherem Alter deutlich leichter, Neues zu lernen. Die geistige Fitness muss man aber natürlich genauso trainieren wie die körperliche.“
„Lernen ist ein Prozess, der Zeit braucht. Und man muss sich ganz konkret vornehmen, wie man das Gelernte im Arbeitsalltag umsetzen kann – in kleinen Schritten und durch regelmäßiges Üben bzw. Anwenden.“
„Wichtig ist auch, dass man den persönlichen Nutzen an der Weiterbildung erkennt. Dann klappt es nämlich auch mit der Motivation und man hat mehr Ausdauer.“
„Der theoretische Unterricht war am Anfang schon anstrengend, aber das haben die jüngeren Kollegen ebenso empfunden“, sagt WIFI-Kursteilnehmer Sucklitsch. „Ich komme mit dem Unterrichtsstoff eigentlich gut zurecht, weil ich immer gleich nachfrage, wenn mir etwas unklar ist.“
Während der Meister in der Steiermark ein hohes Ansehen genießt, war er international bislang oft schwer vergleichbar, was sich nun ändern soll. Mit dem „Nationalen Qualifizierungsrahmen“ (NQR) werden berufliche Abschlüsse wie LAP, Meister und HTL-Ingenieur erstmals per Gesetz innerhalb der EU vergleichbar. Angedacht ist es, Meister auf einer Ebene mit Bachelor einzuordnen und Lehrabschlüsse auf einer Ebene mit AHS-Matura. Konkret fixiert wird dies aber frühestens im Herbst 2016.[1]
[1] Lt. tel. Auskunft von Wolfgang Denk, Koordinationsstelle für NQR, vgl. http://www.bildung.erasmusplus.at/guidance_transparenz_anerkennung/nqr/nqr_gesetz
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