Psychologisches Einmaleins für Führungskräfte

Mitarbeiterführung ist eine der größten Herausforderungen, die Führungskräfte zu bewältigen haben. Das kommt nicht immer dadurch, dass die Führungspersönlichkeit zwanghaft unsozial handelt. Oftmals ist einfach die Individualität des Menschen verantwortlich dafür, dass hier Reibepunkte entstehen. Im Arbeitsalltag stehen die Chancen besonders hoch, aneinander zu geraten, da die Führungskräfte eine ständige Balance zwischen guter Mitarbeiterführung und effektiver Zeilerreichung halten müssen.

Theorien der Psychologie

Es gab in den letzten hundert Jahren einige Ansätze, um die psychologische Entwicklung des Menschen zu erklären. Für Führungskräfte ist die direkte Anwendung dieser Theorien nur begrenzt möglich, da sie die Rahmenbedingungen nicht immer hundertprozentig kontrollieren können, aber die Kenntnis davon hilft beim Verstehen des menschlichen Persönlichkeitsprofils.

Die Verhaltensforschung des Behaviorismus, nach der der Mensch aus gelernten Verhaltensmustern besteht, brachte einen großen Teil der Erkenntnisse hervor. Der Begründer, ein US-Amerikaner namens John B. Watson, ging damals soweit, dass er behauptete, jedes Kind zu dem erziehen zu können, was immer er wollte. Watson glaubte, dass man nur durch Erziehung einen Arzt, Anwalt oder Dieb aus diesem Kind machen könnte, indem ausgewählte Erziehungsmethoden Anwendung finden. Ob dies wirklich uneingeschränkt funktionieren würde, darf jeder für sich entscheiden, aber wir verstehen seinen Ansatz.

Ebenfalls interessant war der Versuch der klassischen Konditionierung von Iwan P. Pawlow, der die Fähigkeit erforschte, einen Reiz mit einer Reaktion zu verbinden und dieses Muster ins Unterbewusstsein zu übertragen. Abwandlungen von diesem gelernten Verhalten kommen im Arbeitsverhältnis tatsächlich zur Anwendung. Ein Beispiel ist, dass der, der sich weigert, seine Arbeit zu machen, eine Strafe erhält. Abgelöst wurden die Ansätze des Behaviorismus nach und nach vom Kognitivismus. Der Ansatz hier besagt, dass der Mensch durch Denkprozesse seine Umwelt versteht und wahrgenommene Reize selbstständig und individuell verarbeitet. Innerpsychischen Vorgängen wird eine hohe Bedeutung zugesagt. Der Kognitivismus betrachtet den Menschen als sehr einzigartig und individuell.

Phänomene im Team

Die Zusammenstellung eines Teams hat eine sehr große Auswirkung auf dessen Produktivität. Hier müssen die Führungskräfte als erstes die Stärken und Schwächen der Teammitglieder erkennen und verstehen, dass es verschiedene Rollen im Team gibt. Ein Macher zum Beispiel neigt zu Bauchentscheidungen und erweist sich als nützlich, wenn dem Team die Ideen ausgehen. Ein Koordinator dagegen leistet hervorragende Arbeit, wenn es zu Auseinandersetzungen kommt, da er geschickt nach der gemeinsamen Lösung suchen wird. Die gemischte Zusammensetzung des Teams ist enorm wichtig, um die erwünschten Synergieeffekte zu erzielen. Ein Team beispielsweise nur aus Machern würde keine wirkliche Teamarbeit abliefen, sondern eine Reihe von Einzelergebnissen, da sich keine Gruppendynamik bildet.

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Besteht die Gruppe nur aus Teamspielern, würde zwar ein schnelles, aber nur durchschnittliches Ergebnis die Folge sein, da der Teamspieler dazu neigt, den für das Team einfachsten Weg zu gehen. Wenn dagegen ein gut strukturiertes Team aufgebaut wird, können überragende Arbeitsergebnisse erzielt werden, wie sie der Einzelne nie erbracht hätte. Der Grund hierfür ist die gegenseitige Beeinflussung der Teammitglieder untereinander. Das gilt sowohl für das Ergebnis, welches aus der Kenntnis und Erfahrung vieler Teammitglieder erwachsen wird, als auch für die Motivation bei der Arbeit, da sich die Teammitglieder gegenseitig ermuntern werden, Hürden zu überwinden. Kurzzusammenfassung: Ein gut ausgewähltes Team läuft wie ein Uhrwerk, ohne dass ein Vorgesetzter permanent eingreifen muss.

Bedürfnisse des Einzelnen

Jeder Mensch ist einzigartig und die Meisten möchten auch so behandelt werden. Die Bedürfnisse des Einzelnen zu erkennen und diese bei der Aufgabenverteilung zu berücksichtigen, stellt eine große Herausforderung an Führungskräfte dar. Diese Bedürfnisse eines Menschen liegen nicht immer in Geld und Macht, sondern vielmehr darin, den eigenen Alltag so gestalten zu können, wie er am besten bewältigt wird. Ein Mitarbeiter erfüllt eifrig seine Aufgaben in Rekordzeit, bringt neue Ideen ein und sucht ständig nach mehr Verantwortung? Wunderbar, dann soll er sie auch bekommen. Womöglich ist es die Herausforderung, die er sucht und deren Bewältigung ihn zufrieden macht. Außerdem wird er mit jeder Aufgabe weiter wachsen und immer wertvollere Aufgaben übernehmen können. Der Kollege, der zwar keine großen Ideen entwickelt, aber verlässlich ausführt, was ihm aufgetragen wird, ist keinesfalls weniger wert. Diese Menschen gehen vielleicht in der Masse unter, aber wenn drei von ihnen fehlen würden, wäre das Team nicht annährend so produktiv. Für jeden Anführer braucht es auch ein Gefolge. Wenn die Unterschiedlichen Ziele der Mitarbeiter bei der Aufgabenverteilung berücksichtigt werden, kann das Team eine hohe Produktivität bei guter allgemeiner Zufriedenheit erreichen.

Blinde Flecken erkennen

Besonders bei einer guten Gesamtleistung des Teams kann es schnell vorkommen, dass sich das eine oder andere Mitglied durchmogelt, ohne nennenswerte Leistungen zu erbringen. Diese Leute zu erkennen ist nicht immer einfach, genau so wenig der Umgang mit ihnen. Vor fünfzig Jahren hätte man in diesem Fall eine Abmahnung ausgesprochen und beim nächsten Verstoß das Arbeitsverhältnis gekündigt.

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Es macht allerdings mehr Sinn herauszufinden, warum keine Leistung gebracht wird. Liegt es an den Teammitgliedern oder an den Themen? Vielleicht an der Führungskraft? Wenn der Auslöser für die Lustlosigkeit gefunden wird, könnte sich der Mitarbeiter als dankbar erweisen und das Team erhält hier möglicherweise sehr wertvolle Unterstützung. Andererseits könnte noch die Versetzung in ein anderes Team erwogen werden, wobei dem Mitarbeiter dann verdeutlicht werden sollte, dass es sich nicht um eine Strafe handelt, sondern vielmehr um eine Chance.

Selektive Wahrnehmung

Sie kennen das sicher von Kindern, wenn beide behaupten, der andere hat angefangen? Führungskräfte beobachten bei ihren Unterstellten im Grunde das gleiche Muster. Wir Menschen neigen dazu, die Dinge so zu sehen, wie sie uns ins Bild passen. Legen wir zwei grundverschiedenen Menschen den selben objektiv geschriebenen Fachtext vor die Nase, werden beide unterschiedliche Schlüsse daraus ziehen und beide fest der Meinung sein, dass ihre Auffassung richtig ist. In den meisten Fällen steckt ja auch in beiden Seiten ein Stück Wahrheit, die wenigsten Dinge im Leben sind schwarz oder weiß. Diese Unterschiedliche Auffassung sorgt in unserem Alltag immer wieder für Unstimmigkeiten. Das kommt besonders oft vor, wenn eine der beiden Seiten extremistisch veranlagt ist und keine andere Meinung gelten lässt. Hier kann dann meist nur ein erfahrener Streitschlichter den Konflikt auflösen, wobei extremistische Persönlichkeiten dazu neigen, schnell einen Neuen anzufangen.

Verhaltenstipps für jeden Tag

Mit ein paar kleinen Regeln werden Sie als Führungskraft von den Unterstellten deutlich weniger bedrohlich wahrgenommen. Das hilft dabei, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, welches für ein gutes Miteinander unentbehrlich ist. Auch im privaten Leben können Ihnen diese Tipps helfen, auf Ihre Mitmenschen einen sympathischeren Eindruck zu machen. Vermeiden Sie das zeigen auf Menschen. Egal ob mit Finger, Kugelschreiber oder Maßstab, richten Sie nichts davon auf einen Mitmenschen. Dieses Fingerzeigen wirkt anschuldigend und die Person wird mit hoher Wahrscheinlichkeit überreagieren. Das geht auf die frühkindliche Erziehung zurück und spiegelt den “Verbotsfinger” der Mutter wider.

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Artikulieren Sie sich deutlich, aber dosiert. Überzogene Gesten und eine beleidigende Wortwahl zu jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit wirken unbeherrscht und aufbrausend. Behalten Sie Ihre Emotionen im Griff, dann wird man Probleme viel offener zu Ihnen herantragen. Nehmen Sie sich Zeit für den Menschen. Wenn einer Ihrer Mitarbeiter mit einem größeren Problem an Sie herantritt, versuchen Sie nicht, das Ganze zwischen zwei Terminen schnell aus dem Weg zu schaffen. Nehmen Sie sich zehn Minuten Zeit in einer angemessenen Umgebung und suchen Sie gemeinsam nach einer langfristigen Lösung. Ihre Unterstellten werden es Ihnen danken. Dienen Sie als letzter Anlaufpunkt, nicht als Mädchen für alles. Helfen Sie bei Problemen, die unüberwindbar erscheinen, aber vermeiden Sie es, bei jeder Kleinigkeit einzugreifen. Dieses Vertrauen in Ihre Unterstellten wird sich in einer höheren Selbstständigkeit der Mitarbeiter und mehr freie Zeiten für Sie selbst niederschlagen.

Titelbild: © ShpilbergStudios – Fotolia.com

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