Innovation auch rückwärts denken

Warum werden Güter nicht mit dem Segelschiff über den Atlantik transportiert, wo das – ganz anders als in der konventionellen Schifffahrt – keine CO2–Emissionen verursacht? Zu teuer? Zu altmodisch? Das ist definitiv kein Grund, Innovationen auch einmal rückwärts zu denken, ist Gerald Spitzer überzeugt. Der Grazer ist Teil des „Tres Hombres-Austria“-Teams und coacht angehende Unternehmer beim WIFI Unternehmertraining. „Tres Hombres international“ betreibt mittlerweile 2 Segelfrachtschiffe auf der Atlantik-Route und zwischen Skandinavien und Portugal.

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Die 16 größten Transportschiffe der Welt emittieren ebenso viele Schadstoffe wie alle Autos auf der Welt auf einmal. „Da passiert eine gigantische Umweltverschmutzung und gegen diese wollten wir etwas tun“, beschreibt Gerald Spitzer von „Tres Hombres Austria“ die Ursprünge der Innovation: des einzigen Frachtseglers im Transatlantikverkehr, der mittlerweile seit fast 10 Jahren Rum, Kakao, Kaffee und andere Produkte völlig emissionsfrei transportiert.

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Wie aus einer Idee eine Innovation wird, zeigt das Team von „Tres Hombres Austria“: Seit fast 10 Jahren ist ihr Segelfrachtschiff im Atlantikverkehr unterwegs.

Die Nachfrage gibt dem innovativem Team recht: Mittlerweile wird fast die Hälfte des weltweiten Umsatzes von Tres Hombres-Produkten am österreichischen Markt generiert. Gerald Spitzer unterrichtet auch beim WIFI-Unternehmertraining, wo ihm die Förderung des innovativen Denkens der (Jung-)Unternehmer ein wichtiges Anliegen ist. Und er weiß, unter welchen 5 Voraussetzungen eine Innovation gelingen kann:

1) Die großen Zusammenhänge sehen

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Gerald Spitzer, Teil von „Tres Hombres Austria“ und Trainer am WIFI Steiermark

„Man muss einen Schritt zurückgehen und das Ganze global betrachten“, ist Spitzer überzeugt. „Wenn man den gigantischen CO2-Ausstoß anschaut, den die Transportschifffahrt nach wie vor verursacht, erscheint es logisch, dass man etwas dagegen tun muss. Natürlich könnte man sich den Kopf darüber zerbrechen, warum man daran im eigenen kleinen Wirkungsbereich nichts ändern kann. Man kann aber auch einfach logisch denken und schauen, welchen Beitrag man leisten kann und welche Alternativen es gibt. Die muss man sehr oft gar nicht neu erfinden, jahrhundertelang war die Segelfrachtschifffahrt ja gang und gäbe.“

2) Veränderung suchen und wollen

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wenn ein Unternehmen gut läuft, sieht man oft keine Notwendigkeit für Veränderungen – Veränderungen sind natürlich auch risikobehaftet.

„Das Ganze ist aber Übungssache. Im Unternehmertraining arbeiten wir oft mit Simulationen, d.h. wir spielen in Übungsfirmen durch, wie man eine Innovation umsetzen könnte. Da merkt man sehr stark, dass die Teilnehmer mit zunehmender Übung ihre anfängliche Scheu verlieren.“ – Gerald Spitzer

Spitzer ist überzeugt davon, dass man alles lernen kann, auch das innovative Denken und Handeln. Denn auch wenn es in der Öffentlichkeit oft anders scheint: In den Genen tragen das die wenigsten Menschen. Ein (Innovations-)Meister fällt eben nicht vom Himmel.

3) Dem eigenen Instinkt folgen

Austausch mit anderen Unternehmern und auch völlig außenstehenden Menschen ist gut und wichtig, wenn man eine Idee auf Praxistauglichkeit testen will. Im Hinterkopf behalten sollte man dabei den guten alten Henry Ford:

„Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: Schnellere Pferde.“ – Henry Ford

Daher sollte man seinem eigenen Instinkt durchaus wohlwollendes Vertrauen schenken.

3) Zu viel Freude zum Scheitern

Dass das Unternehmertum hierzulande mehr Mut zum Scheitern braucht, wird mittlerweile auf- und abgetrommelt. Für Spitzer ist das „schon ein bisschen inflationär, ein Bauchfleck gehört ja fast schon zur Basisausstattung des unternehmerischen Erfolgs. Natürlich muss man das Risiko des Scheiterns in Kauf nehmen, aber grundsätzlich sollte es schon das Ziel sein, das Ganze soweit im Vorfeld zu kalkulieren und planbar zu machen, dass man das Risiko des Scheiterns gering hält.“

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Auf zu neuen Ufern: Für Innovationen benötigt man auch die richtige Portion Entdeckergeist.

4) Positiv denken – und den Fokus auf die Preiswürdigkeit legen

Für Spitzer steht außer Frage: „Allzu oft denkt man eher daran, warum etwas nicht funktioniert, anstatt sich zu überlegen, wie es funktionieren könnte.“ Natürlich muss eine Innovation wohlüberlegt sein und braucht Strategie und Konzept. Einen Weg ohne Steine gibt es aber kaum. Außerdem können Steine, die einem in den Weg gelegt werden, ja bekannterweise als Baumaterial genutzt werden.

Um auf das Beispiel „Tres Hombres“ zurückzukommen: Segelfrachtschifffahrt kostet naturgemäß mehr als motorenbetriebene. Als negativ denkender Mensch könnte man daraus schließen: „Das zahlt doch keiner.“ „Tres Hombres“ zeigt allerdings, dass das anders ist. „ein umweltfreundlicher Transport und nachhaltig produzierte Produkte bekommen bei immer mehr Konsumenten bedeutsame Entscheidungsrelevanz“, so Spitzer

5) Durchhalten

Egal ob man bei Josef Zotter (Schokolade) nachfragt, bei Norbert Hackl (Labonca) oder Heini Staudinger (GEA Schuhe): Bei allen hat es jahrelang gedauert, bis sie mit ihren Ideen dort waren, wo sie hinwollten. Und dabei gab es auch zahlreiche Hürden und Rückschläge. Das Ganze ist ähnlich wie im Sport: Medial vertreten ist man meist erst dann, wenn man ganz oben am Stockerl steht. Dass davor jahrelanges hartes Training und ein sehr langer Atem gefragt waren, bleibt im Verborgenen.

Weitere Infos

• WIFI-Unternehmertraining: www.stmk.wifi.at/unternehmertraining
• „Tres Hombres“: Artikel auf Spiegel.de „Zurück in die Zukunft“ und www.treshombres.at

Fotos: © Tres Hombres, Gerald Spitzer Consulting und Training
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