Die Redewendung „Andere Länder, andere Sitten“ bezieht sich vorwiegend auf diejenigen Sitten und Gebräuche, die in fernen Ländern und Kontinenten oftmals deutlich anders sind als zuhause. Das gilt für viele Bereiche des täglichen Lebens im gesellschaftlichen und kulturellen Miteinander. Doch oftmals gehen die Sitten unmerkbar und fließend in Regeln, das heißt in gesetzliche Bestimmungen über. Dann kann es im Ausland buchstäblich ernst werden. Der Urlaub als die schönste Zeit im Jahr wird zum Alptraum, wenn unwissentlich oder unbeabsichtigt gegen Recht und Gesetz des Landes verstoßen wird, in dem sich der Urlauber als temporärer Gast aufhält.
Je weiter sich der Tourist von seinem heimischen, dem gewohnten Kulturkreis entfernt, umso kritischer kann die Situation werden, und desto besser sollte er sich vor Reisebeginn über Sitten und Regeln in dem oder den Reiseländern informieren.
Von der Unannehmlichkeit über die Geldbuße bis zur Haftstrafe
Es liegt in der Natur einer Urlaubsreise, dass der Tourist Neues entdecken möchte. Er bereist ein ihm unbekanntes Land, um, wie es genannt wird, Land und Leute kennenzulernen. Er kann sich noch so gut auf die Auslandsreise vorbereiten; sein Wissen bleibt allein deswegen immer lückenhaft, weil ihm der Alltag mit seinen Gepflogenheiten gar nicht oder kaum geläufig ist. Umgekehrt ist aus diesen Gründen umso mehr Vorsicht und Rücksichtnahme geboten. Nicht jeder Ausländer ist in jedem Land ein gern gesehener Gast. Typisches Beispiel für solche Gegensätze ist das Reiseland Ägypten. Während die Tourismusindustrie ein vitales Interesse an Urlaubern hat, denkt die ägyptische Bevölkerung in großen Teilen ganz anders darüber. In den Tourismuszentren ist der Urlauber höchst willkommen, in anderen Landesregionen bestenfalls geduldet.
Wer nicht in dem Gastland lebt, dem sind die staatlichen und behördlichen Mechanismen fremd. Eine Begegnung oder ein „Crash“ mit der dortigen Obrigkeit kann Folgen haben, die der Urlauber weder kennt noch abschätzen kann. Kleinigkeiten führen zu hohen Geldbußen oder Geldstrafen, und gegen eine aus dem Nichts angeordnete Untersuchungshaft ist im Moment so gut wie nichts zu machen. Die dortige Staatsgewalt agiert, und dem Touristen bleibt als einzige Möglichkeit zu reagieren. Spätestens an diesem Punkt wird der Urlaubstraum zum Alptraum. Beispiele zeigen immer wieder, dass in Ländern außerhalb der westlichen ersten Welt im doppelten Sinne andere Gesetzmäßigkeiten gelten. Botschaft und Konsulate als dortige Vertretungen der Republik Österreich haben meistens einen nur sehr begrenzten Einfluss. Das Nichtbeherrschen der Landessprache ist ein kaum überwindbares Hindernis; auch gegenüber denjenigen, die helfen können und wollen. Vor diesem Gesamthintergrund sollte sich der Weltenbummler vor der Abreise über jedes einzelne Land informieren, um dann vor Ort unliebsame Überraschungen zu vermeiden.
Hier sind nur einige Beispiele, was wo zu beachten ist und was anderenfalls geschehen kann
Australien und Neuseeland
Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit ist ein absolutes No-Go in Australien, in Neuseeland sowie in vielen US-Bundesstaaten. Je nachdem gilt schon das sichtbare Tragen von Alkoholika in der Öffentlichkeit als Straftatbestand. Der US-Sheriff hat weitgehende Befugnisse, die für österreichische Begriffe mit der hiesigen Polizei unvorstellbar sind. Der Tourist fühlt sich regelrecht in die Zeiten von Wyatt Earp als Gesetzeshüter zurückversetzt: “Keiner zieht schneller”.
Hongkong und Singapur
Sauberkeit und Hygiene in der Öffentlichkeit werden in den asiatischen Metropolen Hongkong und Singapur in mehrfacher Hinsicht großgeschrieben. Die Gesetzeshüter haben ein besonderes Augenmerk auf alle Ausländer. Schon das Wegwerfen von kleinen Papierfetzen wird geahndet. In Singapur ist die Einfuhr von Kaugummi gesetzlich untersagt. Dementsprechend hart bestraft wird das Entsorgen von benutztem Kaugummi; von Spucken auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen ganz zu schweigen.
Indien
Die Benutzung von Satellitentelefonen in Indien ist auf bestimmte Marken begrenzt. Das Einführen oder Besitzen eines nicht genehmigten SAT-Telefons ist eine Straftat. Die Gegebenheiten in indischen Gefängnissen sind mit denen in der Heimat in keiner Weise vergleichbar. Der Tourist tut gut daran, „in Indien nicht aufzufallen“.
Vereinigte Arabischen Emirate
E-Zigaretten, also elektrische Zigaretten sind als Importware in den VAE, den Vereinigten Arabischen Emiraten, schlichtweg verboten. Bei der Einreise werden sie konfisziert. Der Tourist hat im Übrigen keinen Einfluss darauf, wie die dortigen Zöllner und Behörden auf diese Straftat reagieren. Das Spektrum reicht von einer hohen Geldbuße bis zur Gefängnisstrafe. Die österreichischen Vertretungen in dem jeweiligen VAE-Mitgliedsland ist weitgehend machtlos.
Die Moralvorstellungen in allen arabischen Ländern unterscheiden sich gravierend von denen in Europa. Die gesellschaftlichen Regeln der einheimischen Bevölkerung sind eng gesteckt. Körperliche Vertraulichkeiten sind in der Öffentlichkeit sowohl unter gleich- als auch unter verschiedengeschlechtlichen Partnern nahezu undenkbar. Darauf muss in der Öffentlichkeit der VAE ebenso geachtet werden wie auf den Malediven. Dort ist der Islam die alleinige Staatsreligion. Eine Religionsfreiheit gibt es nicht. Dass die öffentliche Ausübung jeder anderen Religion eine Strafe ist, zeigt dem Touristen, dass Umsicht und Zurückhaltung oberstes Gebot sind.
China
In China, dem Reich der Mitte darf nach Belieben auf den öffentlichen Flächen gespuckt werden; Spucken gilt hier als gesund. Bei Strafe untersagt ist jedoch das Küssen in der Öffentlichkeit.
Türkei
Keine Muscheln mitnehmen. Das hat schon häufig zu Verhaftungen im Urlaub geführt. In der Türkei ist es verboten, Kulturschätze oder Naturschätze bei der Ausreise mitzunehmen. Auch Muscheln sind tabu, gehen Sie kein Risiko ein!
Russland
Homosexuelle Singles und Paare haben in Russland, wie es genannt wird, nichts Gutes zu erwarten. Russland gilt als das weltweit feindlichste Land gegenüber gleichgeschlechtlich Orientierten. Homosexualität in der Öffentlichkeit ist eine Straftat. Weitere homofeindliche Länder sind Ägypten, Malaysia, Nigeria und der Vatikan.
Diese Liste lässt sich ganz individuell für viele der weltweit rund 200 Reiseländer ergänzen. Jedes von ihnen hat seine Eigenarten, seine Kultur und Werte. Dem Urlauber sollte bewusst sein, dass er während seines Aufenthaltes ein Gast ist. Ihm werden Unwissenheit und Unkenntnis zugestanden. Die Grenze ist jedoch überschritten, wenn Recht und Gesetz missachtet werden.
Drogen
Während in asiatischen Ländern der Besitz auch von kleinsten Drogenmengen mit dem Tod bestraft werden kann, wird in europäischen Ländern Cannabis angebaut und gehandelt. Diesbezüglich ist Österreich für Ausländer geradezu ein Paradies, während der österreichische Tourist umgekehrt im Ausland in vergleichbarer Situation mit seinem Leben spielt.
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