Man arbeitet gefühlt 24/365, bietet seinen Mitarbeitern im Unternehmen beste Bedingungen und dennoch läuft es nicht immer rund. Der Alltag als Führungskraft ist wahrlich nicht einfach – bei manchen (Neu-)Kunden oder Mitarbeitern dringt man mit seinen Botschaften einfach nicht durch. Die Kommunikation kann ein Hund sein. Wie man diesen „bändigt“, wissen die Managementexperten des WIFI Steiermark.
Es gab Zeiten, da war alles klar: Chefin oder Chef sagen, wo es langgeht. Das Team läuft hinterher. Diese Zeiten sind längst vorbei. Nur rund 10 Prozent der Chefs und Mitarbeiter sind noch davon überzeugt, dass der hierarchische Führungsstil das Unternehmen erfolgreich macht, so eine Haufe-Umfrage unter 400 Führungskräften und 800 Mitarbeitern in Deutschland. Ist das „Zeitalter der Leithammel“ also ganz zu Ende? Welchen Führungsstil braucht es für wirksame und erfolgreiche Führung?
„Was alle Führungskräfte brauchen, ist eine gute Kinderstube, aber keinen künstlich antrainierten Führungsstil“, steht für Paul Slamanig außer Frage.
Der Management-Experte leitet am WIFI Steiermark unter anderem den Business Management-Lehrgang und lehrt in zahlreichen Führungskräfteausbildungen. „Es geht nicht darum, wie eine Führungskraft sein soll, sondern was sie tut.“ Kurzum: Das tägliche Tun entscheidet.

Anwendung in der Praxis
Für dieses Tun bietet das WIFI Steiermark ein breites Spektrum an Ausbildungen. Martin Neubauer, Leiter des WIFI der WKO Steiermark: „Das theoretische Basiswissen ist natürlich wichtig, letzten Endes geht es aber um die Anwendung in der Praxis. Deshalb wird in unseren Führungskräftetrainings nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch diskutiert und angewendet. Viele Geschäftsmodelle funktionieren in der Digitalisierung nicht mehr so, wie sie bisher funktioniert haben. Mit dem erforderlichen Know-how ist dieser Umbruch aber eine große Chance.“
Woher soll es der Kunde wissen?
Die persönliche Kommunikation – sowohl zum Kunden als auch zum Mitarbeiter – gewinnt durch die Digitalisierung an Bedeutung, zeigt sich Roland Frühwirth überzeugt, der bereits seit 1999 am WIFI-Unternehmertraining unterrichtet. Das (imaginäre) Bild, dass diese Ausbildung der Sammelplatz für die „jungen Schäfchen“” – die Neugründer – ist, stimmt übrigens längst nicht mehr. Rund 2 Drittel der Teilnehmer sind (angehende) Führungskräfte, die sich bereits länger im Berufsleben befinden, den „Hunger“ nach betriebswirtschaftlichem Basiswissen allerdings erst später erkannt haben. Aber zurück zum persönlichen Kontakt. Frühwirth:
„In einer digitalen und vernetzten Welt muss der Unternehmer auch in persönlichen Kundengesprächen seine USP noch klarer kommunizieren, die Konkurrenz ist ja ungemein größer. Der Chef muss ganz klar wissen, wofür sein Unternehmen steht und von seinen Angeboten überzeugt sein. Wie soll es sonst der Kunde sein?“
Frühwirth plädiert für einen wertschätzenden Umgang mit den Kunden – aber auch als Führungskraft selbst. „Das darf man keineswegs übersehen.“

Dampf ablassen
Wenn Feuer am Dach ist, muss der Chef ran – das kann auf Dauer zermürbend sein. In seinen Trainings legt Frühwirth daher den Fokus auf Konfliktmanagement; zum Deeskalationsmanagement gibt es ein eigenes Seminar. „Entscheidend sind die ersten paar Minuten, nachdem eine Situation eskaliert ist. Ja nicht auf Konfrontation gehen und die Argumente des Gegenüber als Lappalien abtun. Wenn der Dampfkochtopf pfeift, muss erst mal der Druck abgelassen werden. Sonst explodiert das Ganze.“ Es gilt, Verständnis und Wertschätzung entgegenzubringen – professionelle Kommunikation ist das Schlüsselwort.
Warum und wieso?
Das ist bei den Kunden nicht anders als bei den Mitarbeitern. Hannelore Strommer, die ihr Know-how unter anderem in der Akademie für GmbH-Geschäftsführer weitergibt:
„Kommunikation ist eines der wichtigsten Führungsinstrumente. Der Chef muss begeistern, ehrlich sein und dabei auch authentisch. Mitarbeiter nehmen sich ihre Vorgesetzten immer zum Vorbild und sie verlassen ein Unternehmen in den meisten Fällen auch deshalb, weil sie mit einem Vorgesetzten nicht zurechtkommen.“
Im Rahmen der Führung sollte der Sinn der Tätigkeiten vermittelt werden – Mitarbeiter, die einfach gedankenlos hinterherirren, gibt es immer seltener. „Mitarbeiter wollen wissen, warum sie etwas machen und inwiefern sie damit zum Unternehmenserfolg beitragen. Dies kann bewirken, dass das Engagement der Mitarbeiter und deren Bindung zum Unternehmen verstärkt wird.“
Sich der Verantwortung bewusst sein
Das Thema der Werte und die Unternehmenskultur werden in der Akademie für GmbH-Geschäftsführer in einem eigenen Modul behandelt. Dazu Strommer: „Der rechtliche Rahmen bildet in jedem Unternehmen die Basis. Darüber hinaus geht es aber auch um Fragen, wie zum Beispiel: Bin ich mir meiner Verantwortung als Unternehmer bewusst? Für das Unternehmen, die Mitarbeiter, die Umwelt, die Gesellschaft etc. Welche Strategien verfolge ich im Bereich der bewussten Steuerung der Unternehmenskultur? Diese Fragen sollen zum Diskutieren anregen.“

Veränderungen brauchen Zeit
Auch die Kommunikation ist in diesem Zusammenhang Thema, CSR-Berichte sind für größere Unternehmen mittlerweile üblich. Aber auch hier kann ein kritisches Hinterfragen der Werte und daraus abgeleiteten Grundsätze hilfreich für die bewusste Weiterentwicklung der Unternehmenskultur sein. Für Veränderungen in diesem Bereich empfiehlt Strommer, in kleinen Schritten vorzugehen, aber konsequent in der Umsetzung zu sein. Kleine Schritte können von den Mitarbeitern meist besser angenommen werden als radikale Veränderungen.
Weiterbildungen für Führungskräfte
Breit gefächertes Angebot am WIFI Steiermark:
- Akademie für GmbH-Geschäftsführer
- Business Management Professional
- Design Management
- Führungskräfteakademie
- MSc und MBA Business Management
- Projektmanagement-Lehrgang
- Unternehmertraining
etc.
Titelbild: © Brotsch/Shutterstock
Portraitbilder: © WIFI Steiermark
dp
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