In Zeiten von Google und Co sind Informationen über eine Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten scheinbar nur einen Klick weit entfernt. Tatsächlich ist es gar nicht so einfach, seriöse Informationen aus der unendlichen Weite des Internets zu bekommen. Wer seinen Urlaub nicht mit stundenlangen Recherchen über Geschichte, Politik und Kultur des Urlaubsortes verbringen möchte, tut daher gut daran, sich in die professionellen Hände einer Fremdenführerin oder eines Fremdenführers zu begeben, die oder der am WIFI Steiermark ausgebildet wurde.
Das Gewerbe der Fremdenführer ist reglementiert und wer in diesem spannenden, abwechslungsreichen Beruf arbeiten möchte, muss eine staatliche Prüfung ablegen. Zuvor muss ein Kurs besucht werden, der sich in der Steiermark über zwei Semester erstreckt. Neben allgemeinem geschichtlichen Basiswissen werden hier Kunstgeschichte, Heimat- und Volkskunde, politische Bildung und Fremdenverkehrs- und Wirtschaftsgeographie gelehrt. Aber auch auf rhetorische Fähigkeiten, Fremdsprachen und wirtschaftliche und rechtliche Grundlagen sind Bestandteile des Lehrplans.
Am WIFI Steiermark leitet Melitta Ranner die Ausbildung. Voraussetzung für die Ausbildung sind ein fundiertes Allgemeinwissen (Maturaniveau ) und mindestens eine Fremdsprache. Die Befähigkeitsprüfung für den Fremdenführer wird in Deutsch und einer Fremdsprache abgehalten. In Exkursionen und Trainingsführungen wird das erworbene Wissen gleich in die Praxis umgesetzt und geübt.
Wer gut und spannend Geschichten erzählen kann und das auch gerne tut, ist hier genau richtig. Oft sind es kleine Details oder Schwänke der Geschichte, die eine Stadtführung so interessant machen. Wer weiß schon, dass der Stundenzeiger und Minutenzeiger am Grazer Wahrzeichen, dem Uhrturm, vertauscht sind, so dass sich die Uhrzeit leichter aus großer Entfernung ablesen läßt? Oft wissen Grazer weniger über ihre eigene Stadt als wissbegierige Besucher. Daher werden Spezialführungen werden auch gerne von ansässigen Grazern gebucht, die ihr Wissen über ihren Wohnort wieder auffrischen möchten. Abgesehen von den bekannten Sehenswürdigkeiten gibt es auch tausende kleine Geheimtipps, die oft nur wenige Meter abseits der üblichen Touristenpfade liegen. Kursleiterin Melitta Ranner hat drei davon ausgesucht:
Reges Innenleben der Stadt: Grazer Innenhöfe
Viele Grazer Innenhöfe bieten einen wunderschönen Einblick in das Stadtleben auf den zweiten Blick. Die meisten davon sind öffentlich zugänglich. Sehr oft beherbergen sie auch Gastgärten oder Gewerbebetriebe.
Von der Albrechtgasse kommt man in den Kreuzganghof des Franziskanerklosters. Dieses Altstadtjuwel ist Zeuge der verschiedenen Bauphasen des Klosters (Gotik, Renaissance, Barock) und eine kleine, versteckte Oase mitten in der Innenstadt, wo man sogar das Rauschen der Mur vernehmen kann. Daneben wachsen im neu angelegten Klostergarten Blumen für den Tischschmuck des Pfarrfestes und mit gläsernen Tischplatten über alten Steinen wurden dort auch moderne Akzente gesetzt.
Ausblick auf das Stadtpanorama vom Chinesischen Pavillon
Der Chinesische Pavillon am Schlossberg wird gerne auf dem Weg vom Uhrturm zum Glockenturm übersehen. Die Holzkonstruktion mit Pagodendach aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhundert wurde bewusst so platziert, dass die Stadt rundum gut zu überblicken ist.
Wo die Orangen überwinterten: Der Burggarten
Ein weiterer ruhiger, geschichtsträchtiger Ort, auf den auch Grazer gerne vergessen, ist der Burggarten. Der ehemalige Lustgarten aus dem 16. Jahrhundert beherbergt immer noch Glashäuser, in denen Blumen für den Schmuck der Amtsräume der steirischen Landesregierung gezüchtet werden. In dem Gewächshaus von 1846, wo mediterrane Pflanzen wie Oleander oder Orangen den Winter im Warmen verbrachten, finden heute manchmal Hochzeiten statt. Vom Burggarten aus hat man einen guten Blick auf den Stadtpark, kann in aller Ruhe verweilen, und das Grün inmitten des urbanen Trubels genießen.
Die Ausbildung zum Fremdenführer ist ideal für alle, die gerne mit Menschen interagieren, sich für Kunst, Kultur und Geschichte interessieren. Hier können Sie sich zum kostenlosen Infoabend anmelden.
Fotos: Adobe Stock – Alois, Marion Schneider
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