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Internationale Beziehungen
Der “besserwisseri” ist über Schweden nach Finnland gewandert und wie hier jemand, der alles besser weiß. Die “kahvipaussi” hat man sich, ebenfalls in Finnland, um die Mittagszeit verdient. Am besten nach der japanischen “arubeito”. Das bezeichnet nicht die Arbeit an sich, sondern einen schlechter bezahlten Nebenjob. Wer in Dänemark in einer “liebhabervilla” lebt, hat zu seinem Glück eine besondere Immobilie ergattert. “Vorspiel” und “nachspiel” darf man in Norwegen nicht als sexuelle Aufforderung ansehen, sondern als Einladung zu einem alkoholischen Getränk vor oder nach einer Veranstaltung. Im Hebräischen hält man mittags seine “schlafstunde”. Um diese Zeit sollte der “dachshund” besser nicht laut bellen.
Es gibt auch Verben, die übernommen wurden, z.B. bedeutet “schubladiser” in Frankreich etwas auf die lange Bank zu schieben. (Als Nomen heißt das Wort “Schubladisation”.) Weiterhin gibt es deutsche Worte, die direkt in den französischen Wortschatz integriert wurden (vermutlich weil es keinen adäquaten französischen Begriff dafür gibt), wie “le fernweh”, “le heimweh”, “le waldsterben” oder “la weltanschauung”. Und wenn die Franzosen von “la mannschaft” sprechen, meinen sie immer die deutsche Nationalelf. Der “Zeitgeist” und der “Weltschmerz” sind ebenso wie das “Kaffeeklatsching” zum Bestandteil der englischen Sprache geworden. Gelegentlich mutet der Germanismus für unsere Ohren auch kurios an. Wenn die Libanesen etwas verstanden haben, zeigen sie das mit einem “achso”. Und manche Begriffe liefern ihre Entstehungsgeschichte gleich mit. So heißen Deutsche auf Afrikaans nicht sehr schmeichelhaft “aberjetze”.
Sprachwanderung
Doch vor allem politische Gründe sorgten von jeher für die massivste Sprachverbreitung. So ist der Expansionspolitik der österreichisch-ungarischen Monarchie im 19. Jahrhundert in Osteuropa für die weitläufige Ausbreitung von Germanismen dort zu danken. Mit Katharina der Großen wanderten voller Hoffnung auf ein besseres Leben nicht nur Gefolgsleute mit nach Russland aus. Auch die Auswanderung vieler Menschen aus dem deutschsprachigen Raum nach Amerika im 18. Jahrhundert sorgte für eine weitflächige Verbreitung der deutschen Sprache in sämtlichen Ausprägungen (d.h. mit österreichischen und schweizerdeutschen sowie mundartlichen Einflüssen). Das führte dazu, dass Germanismen weltweit mehr als ein Viertel aller Fremdwörter ausmachen. Nur Lehnwörter aus dem Französischen und dem Lateinischen sind noch gebräuchlicher.
Sprachwanderung über mehrere Stationen
Mittlerweile haben manche Worte sogar eine doppelte Sprachwanderung unternommen. Ein Beispiel ist das “o.k.” auf Druckfahnen in der Buchdruckerei, das ursprünglich auf Deutsch: ohne Korrekturen bedeutete. Damals arbeiteten im amerikanischen Buchdruck vor allem deutsche Fachkräfte. Daraus entwickelt sich das amerikanische “okay”, das wiederum als Anglizismus Einzug in den deutschen Sprachgebrauch fand. Die englisch klingende Bezeichnung “Handy” (englisch für handlich) ist eine rein deutsche Erfindung für ein “mobile phone” oder “cell(ullar) phone”. Inzwischen hat “handy” jedoch seinen Weg in amerikanische “Slang Dictionarys” und in manche Kreise entlang der amerikanischen Ostküste gefunden. Ein weiteres Beispiel ist das beliebte Tischfußballspiel, das im Deutschen auch (englisch) Kicker genannt wird, bei U.S.- amerikanischen Studenten aber auch neben “table football” unter der Bezeichnung “foosball” beliebt ist.
Wer also das nächste Mal wieder über die vielen Anglizismen schimpft, die sich weltweit in anderen Sprachen eingenistet haben, sollte auch bedenken, wie belebend der Austausch der Sprachen aufeinander wirkt und wie sehr sie sich gegenseitig bereichern.
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Fotos: Adobe stock – Denys Rudyi – Nito –
Ein Gedanke zu “Die deutsche Sprache ist internationaler als man denkt”