Nachhaltige Energietechnik ist für Josef Gaich nicht schwarz oder weiß

Yin und Yang, Schwarz und Weiß, Gut und Böse, richtig und falsch… Nur zu gerne wird versucht, Dinge und Themen mit absoluten Bewertungen zu erklären, ohne irgendwelche Schattierungen oder Überschneidungen zu berücksichtigen. Gerade bei komplexeren Sachverhalten macht so eine Herangehensweise eine differenzierte Diskussion schwierig und oft auch unmöglich. Auch beim Thema Energietechnik, insbesondere unter Berücksichtigung der Punkte Umweltschutz und Nachhaltigkeit, ist die Trennlinie häufig klar gezogen: Fossile Brennstoffe böse, erneuerbare Energien gut. Für Josef Gaich, der am WIFI Steiermark im Vorbereitungskurs auf die Lehrabschlussprüfung für Gas- Wasserinstallateure sowie in der Meisterschule das Fach Erdgas unterrichtet, ist das allerdings eine zu einfache Betrachtungsweise.

Ein umfangreicher Ansatz ist nötig

Für ihn steht zwar außer Zweifel, dass die Menschheit ihren CO2-Ausstoß in den Griff bekommen muss, nur ist aus seiner Sicht dabei ein viel umfangreicherer Ansatz notwendig. „Das fängt bei der Gebäudetechnik an und endet im Luftverkehr. Von vielen wird das Thema Energiewende nur auf die Bereiche Hausbrand und PKW-Verkehr eingeschränkt, aber nur weil man Erdöl und Erdgas aus diesen beiden Bereichen verbannt, hat man noch lange kein Klimaziel erreicht“, betont Gaich. Er sieht gute Lösungsansätze, gerade im Bereich der Haustechnik, wo sich Solaranlagen und Photovoltaik bereits einen hohen Stellenwert erarbeitet haben.

Auf alle Lebensbereiche schauen

Doch das ist nach seiner Meinung eben bei weitem nicht genug. „Mit der besten Solaranlage kann ich die Umweltverschmutzung nicht wegmachen, die ich mit meinem Urlaubsflug in die Südsee oder mit meiner Kreuzfahrt angerichtet habe“, erklärt Gaich. Daher rechnet er auch damit, dass die beiden großen fossilen Energieträger Erdöl und Erdgas in den nächsten Jahrzehnten an Bedeutung verlieren werden, ein Auskommen ohne aber nicht so einfach möglich ist. „Der PKW Verkehr könnte aus jetziger Sicht recht rasch durch den Einsatz von E-Mobilität zu einem Recht sauberen Segment werden. Aber noch einmal, für mich muss sich jeder einzelne mit dem Thema beschäftigen und zwar in allen seinen Lebensbereichen.“

Erdgas hat zu Unrecht ein schlechtes Image

Besonders was Erdgas betrifft, ist Gaich ohnehin der Ansicht, dass es als fossiler Energieträger ein allzu schlechtes Image hat, das es nicht verdient. „Erdgas ist aber auch, aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung, der umweltfreundlichste Energieträger aus der Familie der Kohlenwasserstoffe. Leider wird das sehr oft ignoriert, oder falsch dargestellt“, sagt er. Deswegen ist es ihm auch wichtig, dies den Teilnehmern seiner Unterrichtseinheiten am WIFI Steiermark zu vermitteln, um so manch unkorrekte Aussage zu widerlegen.

Jahrelange Erfahrung für WIFI-Kursteilnehmer

Dass Gaich weiß, wovon er beim Thema Erdgas spricht, das steht außer Zweifel. Vor rund 30 Jahren hat er selbst die Meisterschule in den Fächern Gas- Wasserinstallateur und Zentralheizungsbauer am WIFI Steiermark erfolgreich absolviert und seit rund 25 Jahren ist er bei der Energie Steiermark im Fach Erdgas als Revisor tätig. Mittlerweile hat er dort auch zahlreiche Aufgaben im Bereich Aus- und Weiterbildung übernommen und schult beispielsweise Feuerwehren im Thema Erd- und Flüssiggas oder trainiert mit Gaszählerablesern und Lehrlingen. Und diese geballte Erfahrung gibt er natürlich auch seinen Unterrichtseilnehmern am WIFI weiter.

Grenzen und Gefahren müssen bekannt sein

„Erdgas ist, obwohl Gas immer als gefährlich abgetan wird, ein sehr sicheres Produkt. Mir ist es besonders wichtig, den Teilnehmern die Grenzen dieses Stoffes aufzuzeigen. Nur wer die Grenzen kennt, weiß, wie weit er gehen kann. Nur wer die Gefahr dabei kennt, weiß, was er tun muss, um sich nicht in Gefahr zu begeben“, ist dabei eine seiner wichtigsten Prämissen. Natürlich ist aber auch der Wandel im Bereich Energietechnik, besonders mit dem Augenmerk Umweltschutz und Nachhaltigkeit, ein Thema, das Gaich vermitteln möchte. Vor allem in der Industrie ist nach seiner Erfahrung hier viel passiert.

Die Industrie macht es vor

„Ich glaube, dass gerade im industriellen Bereich schon sehr viel getan wurde. Zum einen hat man der Industrie lange Zeit alleine den ’schwarzen Peter‘ in Punkto Energieverschwendung und Umweltverschmutzung in die Schuhe geschoben, und zum anderen haben Energiepreise und effiziente Betriebsführung schon sehr viel erreicht. Viele Entwicklungen aus der Industrie wurden in den letzten Jahren für Einfamilienhäuser nachgebaut“, erklärt er. Dazu muss er aber festhalten, dass einige Prozesse nur in großen Dimensionen wirtschaftlich umsetzbar sind, weswegen nicht alle Verfahren, die im Großen gut funktionieren, auch auf kleine Dimensionen heruntergebaut werden können.

Wo gibt es Entwicklungen?

Aber was nicht ist, kann ja noch werden und aus seiner Sicht ist noch vieles möglich, um im Bereich Energietechnik Fortschritte in puncto Nachhaltigkeit zu erzielen. „Für mich ist es nur die Frage, entwickelt sich nur die Technologie im Bereich Haustechnik weiter oder auch Technologien für die restlichen großen Energieverbraucher, beispielsweise Luft-, Schiff- und Schwerverkehr. Das Thema Wasserstoff hat für mich noch großes Potential“, hält er fest. Daher hat er für die Teilnehmer seines Unterrichts am WIFI Steiermark auch einen klaren Ratschlag parat.

Nie auf eine Richtung fixieren

„Haltet Ausschau in alle Richtungen, seid nie nur auf eine Richtung fixiert. Nehmt die Erfahrungen der alt eingesessenen Systeme mit in die neue Welt der Energie. Fachmessen bieten einen breiten Überblick über alle möglichen Systeme. Die Aus- und Weiterbildung unserer Facharbeiter ist hierbei aber auch ein sehr wichtiges Thema. Das beste Energiesystem wird nicht den gewünschten Erfolg bringen, wenn es nicht fachgerecht montiert wurde. Gerade die Weiterbildung nach der Lehrabschlussprüfung sollte hier erwähnt werden. In einer so schnelllebigen Zeit kann man nur durch ständige Weiterbildung am Laufenden sein.“

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Foto: Adobe Stick – urbans78

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