Ein Gebäude, das heute errichtet wird, ist viel mehr als nur Stahl und Beton. Es muss langlebig, effizient und ressourcenschonend gebaut und betrieben werden. Der WIFI Steiermark Master-Lehrgang „MSc Integrales Gebäude- und Energiemanagement“ hat das Ziel, Fachkräfte für genau diese Herausforderungen zu schulen.
Angelika Graf ist seit Beginn ihrer beruflichen Laufbahn leidenschaftlich im Bereich Planung und Bauleitung der Gebäudetechnik tätig. Nach dem Gymnasium absolvierte sie das Kolleg für Gebäudetechnik an der HTL Mödling, was ihre weitere Karriere ebnete. Als neben dem Berufs- aber auch noch der Familienalltag zu organisieren war, wurde es schwieriger, sich ausreichend fachlich weiterzubilden.
„Ich habe lange Zeit alle Möglichkeiten abgewogen, die es mir erlaubten, neben meiner Arbeit und meiner Freizeit auch eine für mich passende Weiterbildung zu absolvieren“, erzählt Frau Graf, „Aber erst, als ich über den Flyer vom WIFI Steiermark und den akademischen Lehrgang „MSc Integales Gebäude- und Energiemanagement “ stolperte, war ich ganz sicher: Das will ich machen!“
Planung ist die halbe Arbeit
Die zweistufige und insgesamt 2 Jahre dauernde Ausbildung in Zusammenarbeit mit der FH Wien der WKW ist eine hervorragende Möglichkeit für ExpertInnen in Bau-, Haus- oder Elektrotechnik, ihr vorhandenes Wissen zu vertiefen. Denn der moderne Gebäudebau stellt um ein Vielfaches höhere Ansprüche an die teilhabenden Gewerke als noch vor einigen Jahrzehnten: Nicht nur die Kosten des Projekts stehen im Fokus, sondern auch Energieeffizienz, Zeitmanagement, Innovationsfaktoren und natürlich der Blick in die Zukunft.
„Im Integralen Gebäude- und Energiemanagement betrachten wir die Einzelheiten eines Gebäudes nicht nur über den Zeitraum von ein paar Jahren, sondern über die gesamte Lebenszeit hinweg“, sagt Angelika Graf, „Die eingesetzten Ressourcen müssen viele Jahre überdauern. Das erfordert intensive Kalkulation und Management-Tätigkeiten, lange vor dem eigentlichen Bau, und natürlich enorm viel Flexibilität.“
Auch am Thema „Nachhaltigkeit“ kommt man im Lehrplan des Master-Lehrgangs nicht herum – im Gegenteil. Fast jedes Gebäude wird heutzutage auch im Sinne einer nachhaltigen und rohstoffsparenden Planung, Ausführung und Nutzung bewertet und ist daher ein Thema, bei dem es gilt, immer up-to-date zu bleiben.
Planungsteam führen und integral planen
Für die TeilnehmerInnen am Master-Lehrgang bedeutet das ein vielfältiges Aufgaben- und Wissensgebiet, das es in einem Jahr zu erkunden gilt: angefangen von betriebswirtschaftlichen bis hin zu technischen Grundlagen, damit beispielsweise auch ein Elektrotechniker versteht, wie ein Wandaufbau funktioniert – und umgekehrt ein Architekt zumindest die Grundzüge einer elektrischen Energieerzeugung (z.B. Photovoltaikanlagen) kennenlernt. Das Besondere für die TeilnehmerInnen des Studiums ist, dass Sie Leadership von Planungsgruppen erwerben und in der Projektkoordination nach integralen Grundlagen arbeiten. In gemeinsamen Projektarbeiten kommen diese neu erworbenen Skills gleich zum Einsatz, wie Angelika Graf erzählt: „In unseren Arbeiten galt es, integrale Teams zu bilden und umzusetzen, damit nicht nur jeder seinen eigenen Teil macht, sondern auch die Einflüsse auf den Lebenszyklus eines Projektes mit dem Fokus Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit verstehen lernt.“
Gerade dieser integrale Ansatz war für Frau Graf ein wichtiger Punkt in Ihrer Weiterbildung: „Wir bekamen nicht nur Wissen speziell für unser Fachgebiet vermittelt, sondern erhielten ein viel umfassenderes Bild der Baubranche und ihrer Teilbereiche.“
Da solche Konstellationen auch mögliches Konfliktpotenzial beherbergen, ist auch das Konfliktmanagement Teil des Curriculums – etwas, das Angelika Graf nicht nur im Beruflichen, sondern auch im Privaten zu nutzen weiß.

Frau in der Technik
Angelika Graf ist die erste und bisher einzige Frau, die den akademischen Lehrgang „MSc Integrales Gebäude- und Energiemanagement“ am WIFI Steiermark absolviert hat. Dass Frauen in technischen Berufen nach wie vor in der Minderzahl sind, wundert sie nicht, ist für sie aber auch nicht in Stein gemeißelt:
„Die akademische Ausbildung am WIFI Steiermark, die ich gewählt habe, ist genauso mit Familie und Beruf vereinbar wie jeder andere vergleichbare Lehrgang, sei es BWL oder Marketing. Das ist also für mich kein Hinderungsgrund. Ich glaube, dass Frauen in der Technik genauso gut und kompetent arbeiten wie Männer. Wie in jedem Beruf geht es darum, dass Frauen sich persönlich und beruflich entwickeln, dass sie sie selbst sind, ohne jemanden zu kopieren.“
Auf ihren Arbeitsalltag hatte die Ausbildung in jedem Fall bereits eine positive Auswirkung: „Mein Arbeitsplatz ist derselbe geblieben, aber ich habe das Gefühl, dass sich meine gesamte Arbeitsweise verändert hat. Ich habe mich als Person weiterentwickelt und das war mein Ziel im Zuge der Ausbildung.“
2 Gedanken zu “Integrale Planung durch Projektkoordination & -steuerung: Die Zukunft im Bau”