Employer Branding – warum muss man als Arbeitgeber attraktiv sein?

Unbezahlte Überstunden, cholerische Chefs, Kündigungsdrohungen … was die Generation der Babyboomer als selbstverständlich hinnahm und die Generation X noch tolerierte, geht bei den Jungen gar nicht mehr. Die Generationen Y, Z und bald auch Alpha sehen die Arbeitswelt völlig anders. Auf Plattformen wie „kununu.com“, „glassdoor.at“ oder „arbeitgebercheck.at“ bewerten Arbeitnehmer Unternehmen, inwiefern diese ihren Wünschen, Bedürfnissen und Erwartungen entsprechen – und diese Feedbacks entscheiden mehr und mehr darüber, ob man sich in einem Betrieb bewirbt oder eben nicht.

Employer Branding – warum gerade jetzt?

Herr Edelsbacher, welche Bedeutung hat „Employer Branding“ vor diesem Hintergrund? Wie sind Ihre eigenen diesbezüglichen Erfahrungen als technischer Personaldienstleister?

DANIEL EDELSBACHER: „Als ich vor drei Jahren eine Recruitingstelle zu besetzen hatte, bekam ich innerhalb von 14 Tagen rund 120 Bewerbungen. Heute bin ich froh, wenn sich für die gleiche Position 25 Interessentinnen und Interessenten melden. Wir reden also nicht nur mehr im Arbeiterbereich von einem Fachkräftemangel, dieser hat mittlerweile auch im Angestelltenbereich Einzug gehalten. Ob Tischlerei, Friseur, Tourismus, Gastronomie oder produzierender Industriebetrieb – alle Branchen stehen vor der Herausforderung, passende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Lehrlinge zu bekommen. Der ‚War for Talents‘ ist insgesamt voll entbrannt, wobei ihn die Talente schon längst gewonnen haben.“

Employer Branding – Aufbau und Ziele

Was kann man tun, um als Arbeitgeber in diesem „War for Talents“ erfolgreich zu sein?

EDELSBACHER: „Im neuen WIFI-Lehrgang Employer Branding geht es darum, wie ein Betrieb eine Arbeitgebermarke entwickeln und praktisch aufbauen kann. Welche Maßnahmen kann man setzen, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, und wie kommuniziert man das nach außen? Wie lässt sich das auch im Inneren des Unternehmens spürbar widerspiegeln? Ziel ist es, die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu steigern, gute Bewerberinnen und Bewerber als Erster zu bekommen, die Fluktuation zu reduzieren und auch auf den Bewertungsplattformen, die anfangs angesprochen wurden, gut abzuschneiden.“

Umgang mit Bewertungsplattformen: 

Stichwort Bewertungen auf Plattformen – was kann man tun, wenn ein ehemaliger Arbeitnehmer ein schlechtes Feedback online stellt?

EDELSBACHER: „Potenzielle Bewerberinnen und Bewerber achten immer häufiger darauf, welche und wie viele Bewertungen ein Unternehmen im Web hat, bevor sie sich dazu entschließen, ihre Bewerbung zu versenden. Ein einzelnes schlechtes Posting ist da noch nicht ausschlaggebend. Schneidet man jedoch insgesamt zum Beispiel auf kununu.com mit einer Gesamtnote unter 4,0 ab, heißt es reagieren – auf keinen Fall darf man die Bewertungen unkommentiert stehen lassen. Und dann gilt es natürlich, ins Innere des Betriebes zu schauen, die Feedbacks ernst zu nehmen und konkrete Verbesserungen auf den Weg zu bringen.“

Work Life Balance und Wertschätzung! 

Vielerorts macht die Generation Y bereits zwei Drittel der Belegschaft aus, die jetzt zirca 25-jährige Generation Z ist auch schon im Arbeitsleben engagiert, wobei die Alphas derzeit noch in der Schule sind … Was ist ihnen gemeinsam wichtig im Job, worauf müssen sich die Unternehmen einstellen?

EDELSBACHER: „Themen wie Work Life Balance, flexible Arbeitszeiten oder eventuell sogar die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten (Stichwort: Home Office), werden für die Generationen von heute immer wichtiger. Des Weiteren ist ein wertschätzender Umgang von großer Bedeutung – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten als wertvollstes Gut eines Unternehmens und nicht als Kostenfaktor gesehen werden! Das gilt ganz besonders für den Dienstleistungsbereich. Aber auch bei automatisierten Technologiebetrieben braucht es Menschen, die das Werk am Laufen halten.

Die Frage lautet also, was Unternehmen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten müssen. Hier spielt auch die Betriebliche Gesundheitsförderung eine immer wichtigere Rolle. So kann zum Beispiel ein Ernährungscoach als Benefit wahrgenommen werden. Oder man achtet vorausschauend auf die Gesundheit der Belegschaft, indem in produzierenden Betrieben Hebehilfen eingesetzt werden, um Folgeschäden im Alter zu vermeiden. All das signalisiert: Ihr seid uns als Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter wichtig, wir kümmern uns um euch!“

Employer Branding und Lehrlinge

 Kann ein gelungenes Employer Branding auch auf die Lehrlingssuche positive Auswirkungen haben?

EDELSBACHER: „Die Jugendlichen kommunizieren untereinander und auch hier geht es darum, was man den Lehrlingen in Aussicht stellt. Bietet man eine ‚normale‘ Lehrstelle an – oder zusätzliche Benefits, wie Lehre mit Matura, Prämien bei guter Leistung, Lehrlingsevents, Spaß bei der Arbeit … Man sollte sich auch überlegen, welche Möglichkeiten man den Jugendlichen nach der Lehre bietet. Mit einem gut geschnürten Gesamtpaket kann man auch bei den ganz Jungen einiges in Bewegung bringen.“

Employer Branding und Generationenmanagement

Thema generationenübergreifendes Employer Branding – wie kann man Babyboomer und Generation Y gleichermaßen ansprechen? Es kommt einem so vor, als ob es noch nie zuvor solche Gegensätze gegeben hätte …?

EDELSBACHER: „Ja, während für die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein sicherer Arbeitsplatz (Stichwort: von der Lehre bis zur Pension), sicheres Einkommen sowie die Karriere im Vordergrund stehen, so hat die jüngere Generationen ganz andere Werte. Die Herausforderung liegt darin, diese unterschiedlichen Anforderungen zielgruppenspezifisch im Unternehmen zu vereinen. Ein gelungenes Employer Branding deckt alles ab. Auch darüber werden wir uns im WIFI-Lehrgang unterhalten!“

Mag. (FH) Daniel Edelsbacher, MA istUnternehmer, Bewerbungscoach und zertifizierter Trainer in der Erwachsenenbildung. Er verfügt über ein Diplomstudium im Bereich Marketing und Sales Management sowie ein Masterstudium im Bereich Human Resources Management. Mag. Edelsbacher hat den neuen, 40-stündigen WIFI-Lehrgang „Employer Branding“ konzipiert und ist auch als Vortragender präsent.

Unternehmer/innen, Geschäftsführer/innen, interne und externe HR-Manager/innen und Assistent/innen – haben wir Ihr Interesse am neuen WIFI-Lehrgang „Employer Branding“ geweckt?

Fotos: © Fotolia / luismolinero, KK

 

Ein Gedanke zu “Employer Branding – warum muss man als Arbeitgeber attraktiv sein?

Kommentar verfassen