Geschichten fürs Radio – spannend, kurz und voller Emotionen

Geschichten fürs Radio setzen sich fast wie ein Baukastensystem oder ein Kochrezept zusammen: Man nehme einen Held / Protagonisten, der ein Problem hat. Das muss nichts Dramatisches sein, aber der Hörer lässt sich davon fesseln und fiebert ein wenig mit – löst der Held sein Problem oder nicht? Dann heißt es überlegen, ob die Herausforderung für mein Zielpublikum relevant ist. „Eine Storchenstory aus der Weststeiermark wird bei ‚Krone Hit’-Hörern weniger gut ankommen als bei jenen von Radio Steiermark. Oder vom obersteirischen ‚Radio grün-weiß’. Für die Krone-Hörer braucht es unter anderem Stars, Promis und Videospiele. Es geht darum, die Lebenswelten und die Emotionen der Zielgruppe zu treffen und abzubilden.“

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Gregor Waltl, „Der Waltl“, ist seit über 12 Jahren als Reporter und Redakteur für Servus-TV, zahlreiche Radiosender und viele andere Kunden im Geschäft. Außerdem kann man ihn als WIFI-Lehrgangsleiter in der Ausbildung zum Radio- und TV-Moderator / Redakteur…   hautnah erleben.

 „Meine erste Radio-Geschichte …

… berichtete über einen neuen Currywurststand am Jakominiplatz für die Antenne Steiermark. Den gibt’s nicht mehr“, erinnert sich Der Waltl. Als der Beitrag gesendet wurde, war er unheimlich stolz darauf. Aktuell ist er gerade für Servus-TV an einer Eurofighter-Story dran: „Ich habe unter anderem mit einem Piloten geredet“.
Nach unserem Interview hat er Feierabend, seine Kinder und Frau Elisabeth warten schon. Das Wetter ist schön und sie wollen etwas in Leutschach unternehmen. Ob er demnächst auch eine Geschichte darüber im Radio erzählen wird?

In der Kürze liegt die Würze

Der Spruch ist alt, aber immer noch gut: Eine Story fürs Radio muss von der ersten bis zur letzten Sekunde spannend und mitreißend sein. Im Schnitt hat ein Beitrag eineinhalb bis zwei Minuten. Was noch zählt? – Der dreistufige Aufbau eines Beitrags: „Anfangs braucht es eine Schlagzeile mit Ausrufezeichen, das ist knallhart wie bei der Bildzeitung“, so der Profi. Es folgen die reine Information und anschließend die Überleitung zum nächsten Beitrag. Dabei besteht der Infoteil nochmals aus einem kurzen O-Ton-Einstieg (das bedeutet Original-Ton z. B. des Interviewpartners), dann kommen ein kurzer Text und eventuell wieder O-Ton. „Die Einzelteile sind in der Praxis nie mehr als zehn bis 15 Sekunden lang. Sonst schalten die Hörer sofort weg …“

Radio, neu gedacht

Das klassische UKW-Radio entwickelt sich aber ohnehin immer mehr in Richtung Livestream. Das geht einerseits in Richtung Internetradio, auch am Smartphone. Und zum zweiten erleben die bereits totgesagten Podcasts eine extreme Renaissance. Wobei natürlich auch kombiniert wird und das Radio Werbung für die weiterführenden Podcasts macht.

„Seit kurzem gibt es auch wieder längere Radio-Beiträge, die als Podcasts on Demand verfügbar sind. Das ist für uns Radiomacher besonders schön, können wir doch endlich wieder auch ganze Geschichten bringen!“ – Der Waltl

Radio- und TV-Moderator / Redakteur

Als Lehrgangsleiter freut sich Der Waltl schon auf die nächste Ausbildung. Was sollten die Teilnehmer/innen mitbringen, um in dem Metier schlussendlich erfolgreich zu sein? – „Reporter müssen mit ihrem Interviewpartner immer auf Augenhöhe agieren, sie dürfen sich niemals darüber stellen“, sagt er. Und dass es gut sei, als Generalist über ein breites Allgemeinwissen zu verfügen, um sich innerhalb kürzester Vorbereitungszeit auf ein neues Thema einlassen zu können. Auch ein Gespür für Menschen sei hilfreich im Job. „Die Hauptfrage bei einer guten Radio-Geschichte lautet zuerst immer: Wo ist die Story? Die nächste Herausforderung liegt darin, Emotion in den Beitrag hineinzubringen. Und drittens muss die Story kurz und prägnant auf den Punkt gebracht sein. Das wär’s, im Großen und Ganzen!“

Sie finden Radio spannend und möchten ebenfalls von den Erfahrungen von Gregor Waltl und seinem Netzwerk profitieren?

Fotos: © Fotolia / satura, Waltl

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