„So bewältige ich die Herausforderungen der Personalverrechnung”

Als Personalverrechner, Personalverrechnerin hat man jede Menge an Herausforderungen zu bewältigen. Umso mehr, als ein hoher Prozentsatz derer, die sich in der Personalverrechnung engagieren, Damen in Teilzeit sind – und viele davon Mütter kleinerer Kinder. Oft ist die Zeit für sie ohnehin schon knapp und trotzdem müssen auch sie fachliche Weiterbildungen absolvieren.

Rigorose Strafen für Fehler in der Personalverrechnung möglich

In der Personalverrechnung bleibt die Zeit nie stehen. Die Geschwindigkeit der Änderungen, die in den Bereich hineinspielen, ist enorm, auch unter dem Jahr. Bedingt ist dies vor allem durch die jeweils aktuelle Rechtsprechung, die immer sofort umzusetzen ist – aber nicht nur. Es spielen auch viele Gesetzesänderungen in die Personalverrechnung hinein. Und: Fehleinschätzungen in der Personalverrechnung können immer noch enorme Auswirkungen haben. Nicht nur auf die Motivation der Dienstnehmer und -nehmerinnen, wenn etwa zu wenig Entgelt ausbezahlt worden ist. Auch das Damoklesschwert des Sozialdumpings hängt über dem Thema und kann rigorose Strafen nach sich ziehen!

Im Gespräch mit dem Experten:

Wir sprachen mit Thomas Michelitsch, um die grundsätzlich größten Herausforderungen in der Personalverrechnung zu lokalisieren.

Thomas Michelitsch
Thomas Michelitsch, BA, MSc, ist im Fachbereich Finanzamt Graz-Stadt tätig. Als Experte für Steuerrecht ist er auch als wertvoller Vortragender am WIFI Steiermark sehr gefragt. Er ist auf Anfragen durch Steuerberater und Unternehmen spezialisiert und unterstützt die Prüfer des Finanzamtes im Zuge ihrer PLB-Prüfungen. Das bedeutet umfassendes Know-how auf dem aktuellsten Stand.

Die größten Herausforderungen der Personalverrechnung:

1. Verknüpfung von Arbeits- und Beitragsrecht (Sozialsteuer- und Lohnsteuerrecht)

„Meiner Erfahrung nach wäre eine Harmonisierung zwischen den Beitrags- und Bemessungsgrundlagen wünschenswert. Die Bemühungen laufen auch seit einiger Zeit“, konstatiert Thomas Michelitsch. „Jedenfalls wurde die Vereinfachung der Lohnverrechnung in das aktuelle Regierungsprogramm aufgenommen.“

2. Zahlreiche lohngestaltende Vorschriften

„Häufige Anfragen kommen in Bezug auf Überstundenzuschläge“, so der Experte. „Das Gesetz normiert dabei nämlich nur Mindeststandards. Es gibt aber unzählige Ausnahmen, Besserstellungen und Sonderregelungen in den Kollektivverträgen und den lohngestaltenden Vorschriften.“ Man müsse sich daher jeden einzelnen Kollektivvertrag samt den zusätzlichen Vereinbarungen genau anschauen. Und dann wären da noch die Spezialregelungen für alle, die am Wochenende oder in der Nacht Dienst tun. Oder das Thema Handel am Feiertag, dem 8.12. … „Das sind tausende unterschiedlicher Vorschriften. Und auch hier gilt, dass Fehleinschätzungen enorme Auswirkungen für den Dienstgeber haben können.“

3. Thema Rechtsprechung, erster Teil:

„Es gibt kaum eine Materie neben der Personalverrechnung, die so volatil ist!“ Alle, die in der PV beschäftigt sind, wissen das natürlich. Eine sehr gute Möglichkeit, auf die jeweils aktuelle Rechtsprechung zu reagieren, so Michelitsch, besteht im Besuch der Update-Seminare, die das WIFI alljährlich steiermarkweit anbietet. „Man hat mich einmal gefragt, wie ich diese Veranstaltungen immer wieder mit interessanten, neuen Inhalten zu füllen imstande bin“, lacht er. „Dieses Problem hatte ich allerdings noch nie – zurzeit könnte ich übrigens fast monatlich Updates anbieten …“

4. Thema Rechtsprechung, zweiter Teil:

Nach einer PLB-Prüfung im Unternehmen, der Organisation, werden – sage und schreibe – drei Bescheide ausgestellt. In Bezug auf die Gemeinde-/Kommunalsteuer, die Sozialversicherung und die Finanz. Und für jeden dieser Bereiche gibt es einen eigenen Rechtsweg, wenn etwas bekämpft werden soll …

Gute Personalverrechner/innen – was können die?

Abgesehen von der unbedingten Freude am Lernen, sollte auch eine hohe Belastbarkeit vorhanden sein, schließlich steht man in ständigem Kontakt mit Mitarbeitenden und Chefs. Dazu muss man fähig sein, Sachverhalte erfassen und Anfragen einordnen zu können. Wenn zum Beispiel solch eine – durchaus übliche! – Anfrage kommt: „Ich arbeite täglich bis 19.30 Uhr, warum bekomme ich keine Überstunden ausbezahlt?“ – dann heißt es, Fragen zu stellen, um das Thema einordnen zu können.

Sie wollen die Herausforderungen in der Personalverrechnung möglichst perfekt bewältigen können? Sie möchten sich in den Bereich der Personalverrechnung einarbeiten, Ihre Kenntnisse professionell vertiefen oder in allen Bereichen auf den aktuellsten Stand bringen?

Fotos: WIFI Steiermark / Melbinger, © AdobeStock/Kadmy.

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