WBL Goes Virtual: Die Lehre wird digital!

Home-Schooling, Distance Learning, Home-Office: Die COVID 19-Pandemie führte in den vergangenen Monaten gezwungenermaßen dazu, dass viele Tätigkeiten in den virtuellen Raum verlegt wurden. Doch nicht für alle gelang das auch. Insbesondere Lehrlinge hatten mit dem Wegfall ihres Unterrichts zu kämpfen. Das neue Projekt „WBL Goes Virtual“ soll das nun nachhaltig verändern.

Die noch nie dagewesene Situation, vor die uns die Pandemie und all ihre Folgen stellte, hat so gut wie jeden Bereich des Lebens getroffen. MitarbeiterInnen mussten in Kurzarbeit, SchülerInnen wurden von zu Hause aus unterrichtet, Arbeit und Freizeit verlagerte sich in Videokonferenzen und Chatrooms. Bei allen Vorteilen, die diese Digitalisierung mit sich bringt, wurde auf eine Personengruppe aber leider größtenteils vergessen: die Lehrlinge. Lehrlingen ist es nicht möglich, einfach von zu Hause aus unterrichtet zu werden. Ihre Berufsausbildung lebt vom Work-Based-Learning (WBL), dem Lernen am Arbeitsplatz.

„Die COVID 19-Krise hat gezeigt, welche Auswirkungen eine notwendige Abschottung der Systeme auf das Bildungs- und Ausbildungsniveau haben kann. Während in der schulischen Bildung die europäischen Mitgliedsstaaten versucht haben, Angebote über Fern- und Online-Lernen aufrechtzuerhalten, kam es auf der Ebene des arbeitsplatzbasierten Lernens und der Lehrlingsausbildung oft zu einem Stillstand“, erklärt Thomas Narowetz, MA, Leiter der Abteilung für Forschung und Entwicklung der WKO Steiermark.

Ein neues Projekt soll diese Lücke im Bildungswesen nun schließen – und das auf EU-Ebene. Das ERASMUS+ Projekt WBL Goes Virtual entspringt der Zusammenarbeit europäischer Partner aus Österreich, Deutschland, Slowenien und Spanien und soll es zukünftig ermöglichen, Lehre und Praktika auch digital zu absolvieren. Auch die Wirtschaftskammer und das WIFI Steiermark sind maßgeblich in das Projekt eingebunden.

Die Lehre wird digital

Worum geht es genau bei „WBL Goes Virtual“? Seinen Ursprung hat das Projekt in den Bestrebungen der WBL-MentorInnen (vorrangig Ausbildende, aber generell all jene, die Verantwortung für Auszubildende tragen), ihre Lehrinhalte auch in Zeiten von Corona für die Auszubildenden zugänglich zu machen. Von Ausbildungsplätzen und Schulunterricht „ausgesperrt“, mussten Lehrlinge und ihre MentorInnen andere Wege finden, um gemeinsam zu lernen. Doch hier beginnt bereits die Problematik. Denn die wenigsten MentorInnen verfügen auch über das didaktische Know-how, um ihr Wissen entsprechend zu vermitteln. Also: Nicht jeder Auszubildende ist auch Lehrender – doch die Situation verlangte es, wie einer zu denken und zu handeln.

„Genau hier setzt „WBL Goes Virtual“ an“, sagt Thomas Narowetz, „Das Projekt zielt darauf, ab Lösungen für diesen Stillstand zu entwickeln und die TrainerInnen und Lehrlingsausbildner in Unternehmen mit digitalen Kompetenzen auszustatten“. Das EU-weite Projekt soll MentorInnen fördern und ihnen die nötigen Werkzeuge an die Hand geben, um ihre Lehrinhalte digital zu vermitteln. Außerdem soll „WBL Goes Virtual“ zugleich die notwendige Infrastruktur schaffen, um die Virtualisierung von Lehrlingsausbildungsprogrammen in Unternehmen zu fördern.

Die digitale Zukunft von WBL

Damit reiht sich „WBL Goes Virtual“ in die „WBL“-Projektreihe unter der Leitung des koordinierenden Vereins Auxilium ein. Die bisherigen drei Projekte „ECVETgoesBusiness“, „WBL Accelerator“ und „WBL-Q“ fanden bzw. finden zwar unter unterschiedlichen Parametern statt, bauen aber aufeinander auf und haben ein gemeinsames Ziel: das arbeitsbasierte Lernen europaweit zu vereinheitlichen und zu verbessern.

„WBL Goes Virtual“ läuft seit Mai 2021 und dauert noch bis zumindest Mai 2022 an. Bis dahin werden in der Projektpartnerschaft Produkte erarbeitet, die dann den MentorInnen zur Verfügung gestellt werden. Darunter ein modulares Trainingsprogramm, das sowohl online als auch real stattfinden kann, sowie ein „digitaler Werkzeugkoffer“, der es ermöglichen soll, WBL-Inhalte zu digitalisieren und auf einfache Weise in die tägliche Arbeit zu integrieren.

Die Pandemie mag vielleicht und hoffentlich ein Ende finden – aber die Lehren, die die gesamte EU daraus ziehen kann, werden den Bildungs- und Ausbildungssektor noch lange beschäftigen. Dass bereits ein Umdenken stattfindet, zeichnet sich in Projekten wie „WBL Goes Virtual“ jedenfalls deutlich ab.

Aus diesem Forschungsprojekt ist ein kostenloses Kurz-Training zur Digitalisierung von Lehrinhalten entstanden. Der Start des kostenlosen Workshops ist am 24. März 2022. Nähere Informationen und Anmeldung finden Sie hier.

EU - Erasmus+

Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.

Fotocredit: Adobe Stock / djile

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