Wer 3D-Druck als Dienstleistung anbietet, war immer schon gewerbepflichtig. Ohne Lehrabschluss in der Fachrichtung Kunststofftechnik oder vergleichbare Kenntnisse war das bisher nicht ganz einfach. Daher bietet das WIFI Steiermark jetzt eine einschlägige Ausbildung für ALLE an, auch ohne Vorwissen. Das Abschluss-Diplom der Lehrgänge „Kunststoff 3D-Druck-Gewerbe“ enthält zugleich die fachliche Befähigung für die Anmeldung des reglementierten Gewerbes.
Riesiger Markt für 3D-Drucker – auch für Startups
Den billigsten Filament-Drucker kann man sich im Internet für unter 100 Euro bestellen. Damit lassen sich Kunststoffschnüre aufbauend zu einfachen 3D-Produkten verschmelzen. Wer einen Hochleistungslaser für Selektives Lasersintern (SLS) in Betrieb nehmen will, muss mit ca. 30.000 Euro aufwärts rechnen. Er schmilzt das pulverisierte Material punktuell („selektiv“) und lässt so Schicht für Schicht ein 3D-gedrucktes Bauteil entstehen. Wir sehen, der Markt für 3D-Drucker ist riesig. Gleichzeitig wächst die Nachfrage für professionell gedruckte Stücke rasant. Zeit nicht nur für Startups, sich einen professionellen Durchblick zu verschaffen und die neuen, lukrativen Märkte für sich zu erschließen. Das könnte DIE Chance sein.
Maschinen- und Metallbau, Modellbau, Architektur, Medizin- und Zahntechnik, Kunst und Design …
„Vor allem für kleinere Bauteile ist ein 3-D-Drucker unglaublich hilfreich“, weiß Christian Fuchs. Der Vorsitzende der Fachvertreter Kunststoffverarbeiter (WK Steiermark) und Inhaber der „Organic Form Productions“ gibt sein Know-how und seine Erfahrung nun auch als WIFI-Trainer weiter. Praxisorientierter und zielfokussierter geht es nicht. „Einen 3D-Drucker schaltet man ein, füttert ihn mit Daten und dann kommt das fertige Produkt heraus. Bei derartigen Aufgabenstellungen kommen die traditionellen „abtragenden Verfahren“ wie Drehen, Fräsen, Zerspanen … nicht mit. Zudem ist der 3D-Druck schnell und effizient – die Wertschöpfung ist viel höher. „Zumindest, bis zu einem Volumen von ca. 35 x 35 x 40 Zentimeter“, meint der Profi. Größere Teile rentieren sich seiner Ansicht aktuell noch nicht. „Es ist aber durchaus realistisch, dass sich in ein paar Jahren auch der Druck von Kotflügeln oder ganzen Autokarosserien lohnt.“
Für die Selbstständigkeit oder zur Mitarbeiter-Weiterbildung
Welches Material ist für welches Gerät und für welches Ziel geeignet? Muss das das Endprodukt lebensmittelecht sein? Wie schaut es mit der Verbrennungsgefahr aus? „Interessierte kamen mit immer mehr Fragen zu uns in die Wirtschaftskammer – die WIFI-Kurse bieten viele Antworten und Anregungen. Und vor allem fundiertes (Basis-)Know-how“, so Fuchs.
Angebot und Nachfrage – der Markt macht die Preise
Das betrifft auch das Marketing. Hier weist Christian Fuchs auf Plattformen hin, wo sich die Anbieter von 3D-Druck präsentieren und bei Anfragen mitbieten können. Dabei hängen die Preise von Angebot und Nachfrage ab – aber nicht nur. „Sind die Anbieter auf der Plattform generell wenig ausgelastet, kann es zu sehr günstigen Angeboten an potentielle Auftraggeber kommen. Und umgekehrt – wenn alle voll sind, steigen die Preise“, erzählt er. Gleichzeitig hat er die Plattform auch als Möglichkeit zum direkten Kontakt mit Kunden samt Nachfolgeaufträgen erfahren. „Wir haben beim Erstkontakt wieder bestellt.“
Wie ist das nun konkret mit dem Gewerbe?
„Die bestehenden Anbieter dürfen natürlich weiterarbeiten“, erklärt Fuchs. Aber alle, die eine Selbstständigkeit anstreben, sind mit den WIFI-Ausbildungen gut beraten. Natürlich betrifft das auch alle, die das Know-how ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vertiefen und damit in die Zukunft ihres Business investieren wollen.“
Wer sich mit 3D-Druck professionell selbstständig machen will, muss ein Gewerbe anmelden, Das ist reglementiert. Das heißt, man muss eine Befähigung dafür nachweisen. Die genaue Verordnung kam am 24. 2. 2022 heraus und betrifft konkret folgende zwei Gewerbemöglichkeiten:
- „Kunststoffverarbeitung, eingeschränkt auf die Herstellung von Produkten mittels Kunststoff-3D-Druck auf bereitgestellten Datensätzen“ und
- „Kunststoffverarbeitung, eingeschränkt auf die Herstellung von Produkten mittels Kunststoff-3D-Druck auf selbst erzeugten Datensätzen.
Ganz neu: WIFI-Diplom ist fachliche Befähigung fürs Gewerbe
Mit dem Abschluss des „WIFI-Basismoduls“ plus dem „Modul 1 Kunststoff 3D-Druck Gewerbe“ erlangt man die fachliche Befähigung für das eingeschränkte Gewerbe. Mit einem „Modul 2“, das noch in Arbeit ist, kann man die Daten, die man bekommt, auch bearbeiten. „Oder man kann sie mithilfe eines 3D-Scans selbst erzeugen. Das wird extrem spannend und interessant“, freut sich der WIFI-Trainer auch auf die kommenden Aufgaben. Denn die Steiermark hat zwar einiges an 3D-Druck im professionellen Bereich anzubieten. Es kann aber noch viel mehr werden. Das WIFI unterstützt alle, die auch in Zukunft ganz vorne mit dabei sein wollen.
Spannend, hochinteressant, notwendig – wollen auch Sie mit dem WIFI Steiermark in die aufregende, innovative Zukunft des 3D-Drucks starten?
- Hier können Sie mehr über die WIFI-Ausbildung „3D-Druck Gewerbe Basismodul“ und zum „Kunststoff 3D-Druck-Gewerbe Modul 1“ nachlesen und auf Wunsch online buchen.
- Und hier geht’s zum Überblick über alle am WIFI angebotenen Bildungsveranstaltungen im Bereich CAD/CNC.

Christian Fuchs ist Vorsitzender der Fachvertreter Kunststoffverarbeiter (WK Steiermark), Inhaber der „Organic Form Productions“ und angehender WIFI-Trainer.
- Beratung und Buchung auch unter Tel. 0316-602-1234
- Das Basismodul ersetzt die LAP-Kunststofftechniker*in
- Abschluss nach Modul 1 Copyshop:„Kunststoffverarbeiter, eingeschränkt auf das Betreiben von Kunststoff 3D Druckern zur Herstellung von Teilen aus bereitgestellten Datensätzen“
- Abschluss nach Modul 2 Lohnfertigung: „Kunststoffverarbeiter, eingeschränkt auf die Herstellung von Produkten mittels Kunststoff 3D Drucker“
Fotos: AdobeStock/MediaenLab, foto-augenblick.at