Nachhaltigkeit im Hotelmanagement – wie geht das?

Regionale und saisonale Lebensmittel sind in aller Munde. Immer mehr Gästen ist es wichtig, dass sie sich mit gutem Gewissen erholen können. Sie wollen, dass ihr Hotel nachhaltig betrieben wird, zusätzlich zu allem erdenklichen Komfort. Aber wie geht das in der Praxis? Wir fragen eine Expertin aus dem Trainerpool des WIFI-Lehrgangs „Hotelmanagement“: Wie sehen Sie das Thema Nachhaltigkeit im Hotelmanagement, Frau Penz?  

Rebecca Penz ist die Direktorin und Gastgeberin im Almwellness Hotel PiererSuperior**** auf der steirischen Teichalm mit ca. 115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

„Bei uns funktioniert Nachhaltigkeit im Hotelmanagement sehr gut, wenn auch nicht immer zu 100 Prozent“, sagt sie. „Äpfel und Birnen als regional verfügbares Obst im Winter erfüllen nicht alle Gästewünsche. Daher gibt es zum Beispiel auch Melonen oder Ananas am Frühstücksbuffet und für die Abwechslung Meeresfische und Garnelen auf der Speisekarte.“ Mit „Greenwashing“ hat das allerdings nichts zu tun. 

Was könnte man sich unter Greenwashing im Hotelmanagement überhaupt vorstellen?

Laut Definition bedeutet Greenwashing, dass sich ein Unternehmen in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image verleiht. Allerdings, ohne dass es dafür eine hinreichende Grundlage gibt. 
Die Gäste würden vielleicht mit einem Holzpüppchen aus der Region begrüßt und eventuell wäre auf der Homepage sogar ein Koch mit einer Kuh auf der Alm abgebildet. Dabei käme vorwiegend argentinisches Rinderfilet auf den Tisch. Die Badetaschen wären zwar aus grünem Bast, aber aus China. Die Gäste hätten die Möglichkeit, für eine Blumenwiese zu spenden, gleichzeitig gäbe es keine Mülltrennung und es wären billige Reinigungsmittel ohne Öko-Zertifizierung in Verwendung … Das heißt, den Gästen würde Nachhaltigkeit nur oberflächlich vorgegaukelt. 

Nachhaltigkeit geht weit übers Essen hinaus

Die Herkunft der Lebensmittel ist eine Sache. Nachhaltiges Hotelmanagement insgesamt ist wesentlich umfassender, wie man auch im WIFI-Lehrgang erfährt – zum Beispiel anlässlich einer Exkursion ins Almwellness Hotel Pierer. Für die Massagen wird heimisches Zirbenöl verwendet und die Duftöle in den Gängen sind hausgemacht. Auch Plastikflaschen sucht man im ganzen Hotel vergeblich: „Sogar die Wanderer bekommen bei uns wiederbefüllbare Flaschen aus Metall mit“, schmunzelt Rebecca Penz.  

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit lauten …

… Ökonomie, Soziales und Ökologie. „Natürlich muss jeder Betrieb auch wirtschaftlich arbeiten“, bestätigt Rebecca Penz. „Wir sehen, dass zum Beispiel nicht alles in zertifizierter Bioqualität machbar ist. Die Familie Pierer steht aber sehr dahinter, möglichst alles in der Region einzukaufen, auch ganze Tiere von örtlichen Produzenten.“ Dann werden die Schweine, Rinder, Wild oder Fische selbst zerlegt und komplett verarbeitet. „Sogar die Wurst zum Frühstück ist von ‚unseren‘ Tieren“, erzählt sie. Auch die Marillen- und Zwetschkenröster werden im Sommer selbst vorproduziert, wobei es nicht ganz einfach ist, die gesamte Menge für den Verbrauch zu planen. „Bei uns gibt es kein industriell verarbeitetes Essen, auch das ist Nachhaltigkeit.“

Soziales Engagement – auch Teil der Nachhaltigkeit

Darunter fällt neben der fairen Bezahlung und Behandlung der Mitarbeiter:innen auch die Unterstützung gemeinnütziger Projekte. „Ja, da haben wir ein Herzensprojekt“, lächelt Rebecca Penz. „Gerade eben war das Odilien-Institut Graz mit sehbeeinträchtigten Jugendlichen und ihren Betreuern bei uns zu Gast. Inklusive Schwimmkurs, SPA und Latschenhütten-Disco. War das ein Spaß!“ 

Gesunde Natur – die Ökologie

Auf der Teichalm bedeutet Nachhaltigkeit unter anderem eine Heizung mit Hackschnitzeln. Der Strom kommt großteils aus einer hauseigenen Photovoltaik-Anlage und das Wasser aus der eigenen Quelle auf der Alm. Dabei wird der Verbrauch so gering wie möglich gehalten und auch bei Reinigungsmitteln optimiert. Als Hoteldirektorin ist Rebecca Penz dafür verantwortlich, dass alle 115 Mitarbeiter:innen auch auf die kleinsten Kleinigkeiten achten. Dafür wurde man u. a. mit dem „Österreichischen Umweltzeichen für Tourismus“ ausgezeichnet.

Die Gäste wollen sich erholen und etwas Gutes tun, indem sie sich das Beste gönnen: Entspannung, eine intakte Natur, gesunden Genuss – und all das mit gutem Gewissen. Nachhaltigkeit ist ein sehr modernes und weit gespanntes Thema, jetzt auch im WIFI-Lehrgang:

Was Alfred und Franz Pierer über ihren eigenen, nachhaltigen Umgang mit Ressourcen im Hotelbetrieb sagen:

Wir denken nicht nur an heute, hier und jetzt, sondern ganz selbstverständlich an Morgen und die heranwachsenden Generationen. Dieses verantwortungsbewusste Denken wird selbstverständlich an die Kinder weitergetragen, die schon jetzt im Unternehmen mit Freude und Begeisterung gerne mithelfen. Das beginnt bereits bei der nachhaltigen Bauweise, die mit Hilfe steirischer Baumfirmen und unter Verwendung heimischer Materialien umgesetzt werden konnte. Die Möbelstücke wurden mit steirischem Holz aus dem Naturpark im Almdesign des Hauses individuell angefertigt. Stoffe, Naturstein und natürliche Materialien schaffen in unseren 88 Zimmern und Suiten spürbare Geborgenheit.“ – Quelle: Umweltzeichen.at  

Fotos: Almwellness Hotel PiererSuperior, Rebecca Penz

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