Mediation: Das Problem lösen, statt den Schuldigen zu suchen!

Egal ob im privaten oder beruflichen Bereich: Wo immer Menschen viel Zeit miteinander verbringen, können Konflikte entstehen. Manchmal geraten diese so außer Kontrolle, dass es ohne einen neutralen „Vermittler“ nicht mehr gelingt, den Konflikt beizulegen. Ein neutraler „Vermittler“ auf professioneller Ebene ist z. B. ein Mediator. Er hilft den Konflikt so zu regeln, dass eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung erzielt wird. Denn letztlich kann ein Choleriker als Vorgesetzter oder ein Sanguiniker als Mitarbeiter zu einer echten Herausforderung werden. Aber wie sagt ein chinesisches Sprichwort so treffend: „Löse das Problem, nicht die Schuldfrage.“

Die Aufarbeitung von Konflikten bietet für alle Beteiligten Chancen und Möglichkeiten, Dinge zu verändern. Für Menschen, die lösungsorientiert denken und ihre Vermittlungsfähigkeit auf eine professionelle Ebene stellen wollen, bietet das WIFI den Diplomlehrgang Mediation. Mit dieser Ausbildung – gemäß der Zivilrechts-Mediations-Ausbildungsverordnung – hat man die Möglichkeit, seine Berufung zum Beruf zu machen.

Lehrgangsleiterin und Mediatorin Anna Unterholzer im Gespräch

Anna Unterholzer, Juristin, Mediatorin und Verhandlungscoach, ist Lehrgangsleiterin und Supervisorin der Mediationslehrgänge des WIFI. Durch ihre Tätigkeit in freier Praxis als Mediatorin im Wirtschafts- und Arbeitsbereich sowie im öffentlichen Bereich, verfügt sie über umfangreiche Erfahrungen im Konfliktmanagement.

Frau Unterholzer, Sie leiten den Mediationslehrgang am WIFI. An welche Personen richtet sich dieser Lehrgang?

Unterholzer: Der Lehrgang richtet sich sowohl an Interessenten, die Mediation freiberuflich ausüben wollen als auch an all jene, die die mediativen Techniken im Rahmen ihres Grundberufes anwenden bzw. ihre kommunikativen Fähigkeiten im Konfliktkontext erweitern möchten.

Anna Unterholzer unterrichtet Mediation am WIFI Steiermark.

Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?

Unterholzer: Neben dem Wunsch nach Weiterentwicklung ist ein echtes Interesse und Freude am Umgang mit Menschen unerlässlich.

Sie sind nicht nur Lehrgangsleiterin, sondern auch Vortragende der Module „Wirtschaftsmediation“ und „Meditatives Arbeiten in und mit Teams im Unternehmen“. Wo bzw. warum entstehen speziell in Unternehmen Konflikte?

Unterholzer: Konflikte in Unternehmen sind normal – besonders schwierig wird es allerdings bei Veränderungsprozessen, wie z.B. Umstrukturierungen, Fusionen, neuen Aufgaben oder bei personellen Änderungen. Auch wirtschaftlicher Druck bzw. ein hoher Leistungsdruck erzeugt Konflikte. Das Thema, das praktisch in allen Konflikten an erster Stelle steht, ist die Kommunikation.

Mediation als Instrument im Umgang mit schwierigen Menschen

Ein Choleriker als Vorgesetzter, ein Sanguiniker als Mitarbeiter… Wie geht man mit schwierigen Menschen um?

Unterholzer: Jeder Persönlichkeitstyp hat sowohl Stärken als auch Schwächen. Der wertschätzende Umgang mit anderen bei gleichzeitiger Fokussierung auf gemeinsame Ziele und Aufgaben ist ein möglicher Umgang. Besonders wichtig ist eine konstruktive Feedbackkultur und echte Anerkennung als positive Verstärkung.

Wie kann Mediation dabei helfen?

Unterholzer: Mediation ist ein extrem strukturiertes Verfahren und ermöglicht ein konstruktives, zielorientiertes Gesprächsklima. Die Mediation richtet den Blick der Beteiligten auf die gemeinsame Zukunft und nicht auf die Suche nach Schuldigen! Durch die Klärung der Interessen aller Beteiligten kommt es zu nachhaltigen Lösungen. Das Besondere an den Lösungen, die in einer Mediation erarbeitet werden, ist außerdem, dass diese von den Klienten selbst entwickelt und dementsprechend auch von allen mitgetragen werden.

Besondere Aspekte der Wirtschaftsmediation

Was ist das besondere an der Wirtschaftsmediation, wo sind die Unterschiede z. B. zum privaten Bereich?

Unterholzer: Wirtschaftsmediation findet sowohl zwischen Unternehmen als auch unternehmensintern statt. Unterschiede zum privaten Bereich sind vor allem die größere Beteiligtenzahl als auch die Tatsache, dass speziell Teammediationen von Vorgesetzten initiiert werden und nicht von den Konfliktparteien selbst. Der grundsätzliche Ablauf einer Mediation ist in allen Anwendungsgebieten gleich.

Ein besonders spannender Aspekt für Wirtschaftsmediatoren ist die Tatsache, dass das Tätigkeitsfeld nicht nur auf einen Kontext bzw. eine Branche beschränkt ist. So kann Mediation z. B. in einem technischen Konzern, einer Krankenanstalt, im Sozialbereich, in einem Wohnviertel oder einem Kleinunternehmen stattfinden, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

„Mediatives Arbeiten in und mit Teams im Unternehmen“ ist der Titel eines von Ihnen geleiteten Moduls. Wie funktioniert das konkret?

Die Arbeit mit Teams erfordert ein besonderes Handwerkszeug, da in der Mediation auch in großen Gruppen die einzelne Person zählt und die Mediatoren die Aufgabe haben in oft nur wenigen Sitzungen alle relevanten Interessen herauszuarbeiten. Dabei muss immer die Gruppen- bzw. Teamdynamik beachtet werden. Diese Aufgaben gelingen mit Hilfe der Anwendung von speziellen Methoden die auch im Lehrgang vermittelt werden. Gute Planung ist wichtig, aber Flexibilität im Umgang mit vielen Beteiligten ist das Um und Auf.

Mediation ist freiwillig

Je mehr Beteiligte desto schwieriger…!? Was, wenn nicht alle mitmachen wollen, wenn sich jemand dagegen stellt?

Mediation ist ein freiwilliges Verfahren und dementsprechend kann niemand gezwungen werden mitzumachen. Es ist normal, dass am Anfang Skepsis oder sogar Ablehnung bei einigen Konflikt-Beteiligten gegeben ist, vor allem wenn die Mediation von jemandem anderen initiiert wurde. Wenn den Klienten im Laufe der ersten Sitzungen klar wird, dass die Mediatoren einen vertraulichen Rahmen bieten in dem eine wertschätzende Kommunikation zu den Konfliktthemen möglich wird, gelingt es auch meist die Zweifler ins Boot zu holen. Im Vordergrund steht schließlich die Suche nach Lösungen, um die weitere Zusammenarbeit zu gestalten und nicht um die Suche nach Sündenböcken.

WIFI-Angebote im Bereich Persönlichkeitsbildung

Neben dem Diplomlehrgang Mediation (gemäß Zivilrechts-Mediations-Ausbildungsverordnung) bietet das WIFI Steiermark eine Vielzahl an persönlichkeitsbildenden Kursen und Lehrgängen, wie z. B. die Softskills-Akademie, die Diplomlehrgänge NLP Practitioner und NLP Master, den Coaching-Lehrgang, den Lehrgang zum Radio- und TV-Moderator oder verschiedene Rhetorik-Seminare an.

www.stmk.wifi.at/persoenlichkeit

Foto: © Pachernegg

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