IT als Beruf – wann starten Sie Ihre Ausbildungsreise in die digitale Welt!

Die IT-Branche ist gegenwärtig eine der am schnellsten wachsenden und wichtigsten Branchen für die Zukunft der Arbeitswelt. Die WIFI-Ausbildungen im Bereich Informationstechnologie geben den Absolvent:innen die bestmögliche Starthilfe, um im Berufsfeld erfolgreich Fuß zu fassen.   

Herr Schwarz, Sie sind am WIFI Steiermark als Lehrgangsleiter in den Diplomausbildungen zum Netzwerk- und Systemadministrator engagiert …

GEORG SCHWARZ: „Stimmt genau. Grundsätzlich findet man mich in den meisten Kursen, die sich mit Betriebssystemen und Netzwerk beschäftigen.“ 

Außerdem sind Sie Senior Consultant und Mitgründer der Firma ML11 EDV-Dienstleistungen GmbH, die inzwischen als Medialine AG, eingebettet in die Medialine Gruppe, hochwertige IT-Dienstleistungen in Österreich erbringt. Auf Ihrer Homepage schreiben Sie, dass Sie jährlich 50+ neue Mitarbeiter:innen suchen. Worauf achten Sie dabei?

GEORG SCHWARZ: „Uns sind natürlich solide Fachkenntnisse wichtig. Darüber hinaus achten wir besonders auf Eigenschaften wie Lernwille und eine gewisse Auffassungsgabe. Meist hinterlassen Teilnehmer:innen dann einen Eindruck, wenn man merkt, dass sie sich mit dem Erlernten auch außerhalb des Kurses eigenständig und eingehend beschäftigt haben.“

Zurück zu Ihrem Engagement als WIFI-Lehrgangsleiter. Die WIFI-Ausbildungsreihe zum Netzwerkadministrator, zum Systemadministrator“ und zum „Systemintegrator“ bildet bekannterweise Themen aus aktuell stark nachgefragten Bereichen ab. Worin liegt der USP dieser Ausbildungen, was macht sie einzigartig? 

GEORG SCHWARZ: „Der meiner Meinung nach interessanteste Punkt ist, dass wir nicht irgendwo in der Mitte anfangen. Wir starten mit grundlegenden Dingen wie Berechtigungen und Microsofts lokaler Identity Lösung bzw. Active Directory. Setzt man das voraus, was viele andere Ausbildungen tun, wird man beim ersten Verbinden eines lokalen Active Directories mit der Cloud viel lesen müssen. 
Wir hatten des Öfteren auch erfahrene Teilnehmer:innen bei uns, die genau das besonders schätzten und im Laufe der Ausbildungen eine Reihe von Aha-Momenten erleben durften. Frei nach dem Motto ‚Jetzt weiß ich, warum ich das so gemacht habe‘.“

18 bis über 50 – wann hat man das ideale Alter für einen Ein- bzw. Umstieg in die IT?

GEORG SCHWARZ: „Das ist grundsätzlich egal, aber wie in allen Berufen wird der Ein- bzw. Umstieg mit höherem Alter nicht unbedingt einfacher. 
Wenn man an produzierende Unternehmen denkt, sehe ich allerdings ein ganz besonderes Potenzial zum Umstieg für Leute mit Erfahrungen in der Automatisierungstechnik. Die werden meiner Meinung nach auch noch mit 50 einen interessanten, neuen Job finden. Der Grund liegt darin, dass momentan viele Firmen mit Projekten zur Integration von klassischen IT- Systemen mit der Produktions-IT (auch Operational Technology oder kurz OT) konfrontiert sind. Die Zeiten, wo die OT völlig vom restlichen Unternehmen abgetrennt war, sind durch das, was bei uns in Europa als Industrie 4.0 bezeichnet wird, vorbei.“

Für wen sehen Sie da besonders Potenzial?

GEORG SCHWARZ: „Wie gesagt, für Leute mit Erfahrungen in der Automatisierungstechnik. Die Welten der IT und der OT unterscheiden sich sehr stark voneinander. Auch wenn es in beiden Fällen um Informationstechnologie geht. 
Im Produktionsbereich sind Anlagen mitunter 20 Jahre in Betrieb und können inklusive aller für den Betrieb notwendigen IT-Komponenten nur an wenigen Tagen im Jahr gewartet werden. Betriebssicherheit ist für Produktionsumgebungen das Wichtigste, IT-Sicherheit war auf Grund der strikten Trennung bisher oft untergeordnet. 

Durch die jetzt notwendig werdenden Verbindungen zu IT-Systemen, werden Paradigmen aus dem Standard-IT-Bereich schlagend. Dazu zählt zum Beispiel, Systeme gemäß Konzernrichtlinien so aktuell wie möglich zu halten. Aus Sorge um die Stabilität einer Anlage wird aber kein OTler auf einem Computer einfach mal so monatlich Updates installieren. 

Hier sind Personen, welche die Anforderungen beider Welten kennen, Beweggründe verstehen, mit klassischen ITlern auf einer Ebene reden können und mit Feingefühl zwischen den Welten vermitteln können, Gold wert. Umgekehrt gilt natürlich auch für IT-Personal: ‚Eignet Euch OT-Kenntnisse an!‘, wobei das meiner Meinung nach schwerer ist als umgekehrt.“

Wie wichtig ist Geld – oder anders gefragt: was verdient man eigentlich so in der IT?

GEORG SCHWARZ: „Zur Frage wie wichtig Geld ist, halte ich es mit dem Ansatz eines sehr lieben ehemaligen Kollegen von mir. Er meinte, dass die Entscheidung, ob jemand bei einem Unternehmen bleibt, auf Dritteln basiert. Ein Drittel ist der Verdienst, ein Drittel die Arbeit – also ob einem Aufgabenbereich und Projekte gefallen. Das letzte Drittel sind die Kollegen und der Umgang miteinander. So lange zwei Drittel für jemanden persönlich ‚stimmen‘, ist man mit dem Job zufrieden. Über die Jahre hinweg gesehen bin ich zum Entschluss gekommen, dass dieser Ansatz weitgehend zutrifft. Also, um es kurz zu machen: Der Verdienst ist zu einem Drittel wichtig 😉. 
Die konkrete Frage ‚Was verdient man eigentlich so anfangs in der IT‘ zu beantworten, ist nicht möglich. Wie immer kommt es sehr stark auf die Erfahrung und den Einsatzbereich an.“

Wie wichtig ist Englisch im Job?

GEORG SCHWARZ: „Bei einigen unserer internationalen Kunden ist Englisch Konzernsprache und hier ist ein gewisses Maß an Ausdrucksfähigkeit in Wort und Schrift gefordert. Das Hauptaugenmerk liegt dabei aber ganz klar nicht auf Eleganz, sondern auf der kommunikativen Kompetenz. Also das Notwendige so zu kommunizieren, dass das Gegenüber versteht, worum es geht! 

Selbst in Bereichen wie dem Support, wo man auf den ersten Blick nicht viel mit Englisch konfrontiert sein wird, sind Grundkenntnisse notwendig. Im Auftrag des Kunden hat man es unweigerlich einmal mit Hotlines von Herstellern zu tun, die nur englischsprachig sind. Besonders erschwerend kommt in diesen Fällen hinzu, dass der Gesprächspartner meist kein Native Speaker ist, sondern Englisch ebenfalls nur als Fremdsprache spricht. 
Ich kann mich noch mit Grauen daran erinnern, wie mir ein Franzose eine Seriennummer ansagen musste und des englischen Buchstabieralphabets nicht mächtig war. Das Durchgeben einer 25stelligen Zahlen- und Buchstabenkombination hat 20 Minuten gedauert, und E-Mail durfte er keine senden.“

IT – sind das eher Jobs für Einzelgänger oder Teamplayer?

GEORG SCHWARZ: „Heutzutage geht es meist um Teamchallenges. Das Feld ist breit geworden, sodass man in vielen Fällen weitere Personen benötigt, um seine Aufgaben zu erledigen. Wir führen größere Projekte meist mindestens zu zweit durch, nur um sicherzugehen, dass keine Schlampigkeitsfehler passieren können. Wer da kein Teamplayer ist, geht unter!“

IT ist männlich – stimmt das (noch)?

GEORG SCHWARZ: „Im Bereich der ‚harten‘ IT-Bereiche wie Infrastruktur usw. ist der Frauenanteil auf alle Fälle gering, wobei ich dafür keinen Grund festmachen kann und sicher keine althergebrachten Geschlechterrollen als Erklärung heranziehen werde. Was aber auffällt, ist, dass man im Bereich der Programmierung und im IT-Management in den letzten Jahren vermehrt auf Frauen trifft.“

Wie schaut es in der IT mit dem Thema Home-Office in der IT aus?

GEORG SCHWARZ: „Grundsätzlich ist es in der Branche – Kundentermine und Installationen ausgenommen – eigentlich egal, von wo aus man arbeitet. Trotz aller elektronischer Hilfsmittel ist eine gemeinsame Anwesenheit im Büro jedoch durch nichts zu ersetzen. Es ist einfach leichter, einmal schnell zum Kollegen rüberzugehen und ihn um seine Meinung zu fragen. Wir merken auch, dass nach unserer Rückkehr ins normale Büroleben die Reibungsverluste gesunken sind. Aber ich glaube, es kommt auf die richtige Mischung an, ein gewisser Homeofficeanteil ist aus der modernen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken und das spiegeln z. B. auch unsere Homeoffice Richtlinien wider.“

Zwei Fragen hätte ich noch – was bedeutet „Bildung“ für Sie?

GEORG SCHWARZ: „Ich habe da ein recht klassisches Bild. Ich selbst habe eine neusprachliche AHS besucht und damit viel gelernt, was ich in meinem Beruf so gar nicht brauchen kann. Dennoch war das keine vergeudete Zeit. Es hat mein Interesse geweckt, mich auch für Dinge außerhalb meines beruflichen Umfelds zu interessieren und mir einen Grundstock mitgegeben, auf dem Gelernten aufzubauen. Es verhält sich genauso wie mit unseren Ausbildungen – es war die perfekte Starthilfe. Und genau das ist Bildung für mich – eine Starthilfe. Je universeller desto besser.“

Gibt es in der IT eigentlich auch Humor – oder sind alle ITler Nerds?

GEORG SCHWARZ: „Ja, auf alle Fälle gibt es Humor! Wenn man um drei Uhr früh vom Kunden kommt, nachdem man ein Problem gelöst hat, das sich durch das Setzen eines einzigen kleinen Konfigurationseintrags beheben ließ. Wenn man dann draufkommt, dass man dasselbe Problem vor Jahren schon mal hatte und nur nicht daran gedacht hat, hilft nur mehr lachen. Ich glaube, jeder Job wird durch Humor angenehmer, und ja – es gibt ihn natürlich auch in der IT, wobei wir alle klarerweise schnell den Nerd-Stempel aufgedrückt bekommen.“

Herzlichen Dank für das ausführliche Interview!

Foto: WIFI Steiermark

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