„Du kannst die beste Rhetorik haben. Wenn die Körpersprache und vor allem die Stimme nicht dazu passen, bleiben auch die bestgewählten Worte ohne Wirkung.“ – Mag. Elisabeth Thallinger formuliert daher sieben Regeln – oder besser „Regler“, mit denen sie auch im Rahmen der Rhetorik-Akademie die Stimmen der Teilnehmenden trainiert.
Sieben Regeln – oder besser sieben „Regler“:
In ihrer Stimmarbeit verwendet Mag. Thallinger das Bild eines „Mischpultes“. Da die Teilnehmenden aus unterschiedlichsten Bereichen kommen und ihre stimmlichen und sprecherischen Fähigkeiten nicht dieselben sind, wird erst einmal genau hingeschaut und hingehört. Am Anfang stehen unter anderem Audio-Aufnahmen, weil dabei nichts von der Stimme ablenkt. Da die Stimme jedoch im Körper „eingebettet“ ist, steht sie nicht alleine da, sondern hängt von mehreren Faktoren ab. Und die lassen sich auf dem Mischpult grob mit sieben Reglern veranschaulichen. Und die kann man bearbeiten, wie wenn man einen Regler am Mischpult in die eine oder andere Richtung schieben würde, um das „Endprodukt“ zu optimieren.
Erstens: Das gute „Standing“
„Die Stimme als Instrument des Körpers hängt stark von der Körperspannung ab“, erklärt Mag. Thallinger. „Die muss stimmig sein, ein Zuviel oder Zuwenig ist nicht günstig.“ – Die Übungen dazu beginnen also damit, einen „guten Stand auf der Bühne“ zu finden. Mittels Körperwahrnehmungsübungen wird ein Eutonus oder eine Wohlspannung aufgebaut. Sich zu lockern und innerlich aufzurichten ermöglicht einen guten Stand, ein gutes „Standing“ auf der Bühne. Und das ist das Um und Auf, wenn man seine Stimme gekonnt einsetzen will
Zweitens: Die Atmung
Manche Menschen atmen eher flach, andere gepresst … Auch ein Zuviel an Einatmen und dann reden, reden, reden, bis die Luft raus ist, ist ein NoGo. Mag. Thallinger setzt hier bei gezielten Übungen zur Aktivierung des Zwerchfells an. Ziel ist ein Sprechen aus der „Mittellage“ heraus.
Drittens: Der Stimmklang
Manche haben tiefe, manche hohe Stimmen. Da gilt es herauszufinden, wo die eigene Wohlfühllage beheimatet ist. Die wird dann mit jedem einzeln erarbeitet.
Viertens: Die Artikulation
Nicht genuschelt und nicht übermäßig gestelzt soll die Artikulation sein, um sympathisch und kompetent zu wirken. Hilfreich sind Lockerungsübungen im Mund-Kiefer-Zungenbereich oder das Üben mit „A“-Sätzen. Das sind solche, in denen besonders viele A-Vokale vorkommen, weil beim „A“ der Kiefer am weitesten geöffnet ist. Es folgen Übungen mit gerundeten Vokalen und Zungenbrechern – die übrigens total lustig sind. „Alles zusammen ergibt eine gute Resonanz“, erklärt die Trainerin die Wirkung.
Fünftens: Die Satzmelodie
Viele haben ein Thema, aber keinen Punkt, Beistrich oder Gedankenstrich. Diese Satzzeichen haben aber einen Sinn und wollen auch in der gesprochenen Sprache erkennbar sein. Das geschieht zum Beispiel, wenn man an den geeigneten Stellen mit der Stimme rauf und runter geht oder auch einmal eine kleine Kunstpause einlegt. Apropos Pausen …
Sechstens: Tempo und Pausen
Um jemanden mit seiner Stimme in den Bann zu ziehen, kann man das Sprechtempo variieren und „Spannungspausen“ einbauen. Damit wird das Zuhören und Erfassen des Inhalts leichter und die Sprecherin oder der Sprecher kann in Gedanken auch schon den den nächsten Satz formulieren.
Siebentens: Die Betonung
Weder ein monotones noch ein überakzentuiertes Sprechen kommt beim Zuhörer gut an. Das Wesentliche bei diesem Regler ist aber, dass sich die einzelne Person mit ihrem Charakter darin zeigt. Um das gewünschte Ergebnis zu erlangen, wird mit diversen Übungssätzen gearbeitet.
„Setzt man das alles zusammen gekonnt ein, bringt die Stimme Zustimmung. In der Schlusspräsentation nach den acht Stunden im Rahmen der Rhetorik Akademie ist das eigene ‚Mischpult’ mit seinen sieben Reglern neu eingestellt. Das ist ein Riesenimpuls, auf dessen Basis man selbst weiterarbeiten kann. Laut den Feedbacks empfinden die Teilnehmenden den Input als spannend und extrem hilfreich. Je authentischer man auf der Bühne steht, desto besser wird man ankommen.“ – Mag. Elisabeth Thallinger
Begeisterte Teilnehmende
„Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Rhetorik Akademie sind meiner Erfahrung nach immer hoch motiviert und wollen viel lernen. Es ist toll, was man in den acht Stunden alles ändern und wie man seine Stimme neu ‚einstimmen’ kann“, so Mag. Thallinger. „Die Leute sind ganz begeistert, was sich schon mit kleinen Änderungen bewegen lässt, sofern die Stimme gesund ist. Und ganz wichtig: Der Tag am WIFI macht mir und allen Teilnehmenden großen Spaß!“ – Verkrampftes Arbeiten mit der Stimme geht nun einmal nicht, es bedarf der entspannten Erfahrung mit allen Sinnen. Dazu etwas Neugierde und Mut, um in Maßen über die eigenen Grenzen zu gehen.
Coach oder Sportreporter?
Eine gesunde Stimme kann helfen, allen Emotionen Ausdruck zu verleihen. Ob Hauchen, Bezirzen, hartes Sprechen oder sarkastisch sein … Mit der Stimme je nach Bedarf wie auf einer Orgel zu spielen und dabei authentisch zu sein, macht sie zu einem machtvollen Instrument.
Wollen Sie mit Ihrer Stimme als Sportreporter die Masse begeistern und aufpeitschen? Oder als Coach eine Beziehung aufbauen, Sicherheit geben und Ruhe ausstrahlen? Ob Ihnen das gelingt, hängt auf jeden Fall wesentlich von Ihrer Stimme ab – und wie gut sie die sieben Regler am Mischpult bereits eingestellt haben.
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Mag. Elisabeth Thallinger ist Logopädin mit eigener Praxis, wobei sie vorwiegend für ihre Arbeit in der Stimmtherapie bekannt ist. Sie unterrichtet aber auch an den FHs in Graz und Klagenfurt sowie an der Donau-Uni Krems. Und im Rahmen der Rhetorik Akademie am WIFI Steiermark. Dazu kommen Einzeltrainings – mit Mag. Thallinger an der eigenen Stimme zu arbeiten, ist ein Erlebnis!
Fotos: © Fotolia 7 Lightpoet, Mag. Thallinger